Großeinsatz - 29-Jähriger saß nach Verkehrsunfall mit Gewehr im Fahrzeug
Erschienen am: 04.02.2010
HAAG, LKR. MÜHLDORF AM INN – Spezialeinsatzkräfte der Polizei überwältigten heute Abend auf der Bundesstraße 15 einen Autofahrer, der nach einem Verkehrsunfall in seinem Pkw mit einer Langwaffe hantiert hatte.

Am 03.02.2010, gegen 15.55 Uhr, ereignete sich auf der Kreisstraße zwischen Haag und Altdorfer Kreisel an der Bundesstraße 15 ein Verkehrsunfall. Der Fahrer eines Volvo war aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten und hatte hierbei einen entgegenkommenden Pkw seitlich touchiert. Nachdem der Unfallgeschädigte bemerkte, dass der alleine im Fahrzeuge befindliche Fahrer des Volvo offensichtlich mit einem Gewehr hantierte, ohne ihn bedroht zu haben, alarmierte er sofort über Notruf die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Der Unfallverursacher saß beim Eintreffen der ersten Polizeistreifen noch immer im Fahrzeug. Aufgrund der unklaren Situation und der möglichen Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer wurde der Unfallort von zahlreichen Polizeikräften weiträumig abgesperrt und Spezialeinsatzkräfte der Polizei herangeführt. Nach erfolglos versuchter Kontaktaufnahme erfolgte gegen 18.10 Uhr der Zugriff durch Beamte des Sondereinsatzkommandos Südbayern.

Beim Annähern mit speziell gesicherten Fahrzeugen verließ der Fahrer des Volvo, ein 29-Jähriger aus dem Landkreis Mühldorf, unbewaffnet seinen Pkw. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Hierbei wurde eine schwere Kopfverletzung festgestellt, die definitiv nicht vom Polizeizugriff stammt und auch nicht unfallbedingt sein dürfte. Möglicherweise steht die Verletzung mit der von dem 29-Jährigen im Fahrzeug mitgeführten Langwaffe in Zusammenhang. Er wurde sofort von dem bereitstehenden Notarzt versorgt und vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus eingeliefert. Über seinen Gesundheitszustand können derzeit keine Aussagen getroffen werden.

Am Fahrzeug konnten Einsatzkräfte ein Gewehr auffinden und sicherstellen. Über die Herkunft der Waffe liegen derzeit noch keine Erkenntnisse vor. Die weiteren Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Traunstein und der Kripo in Mühldorf geführt.

Während der Dauer des polizeilichen Einsatzes war die Kreisstraße zwischen Altdorfer Kreisel an der B 15 und Altdorf bei Haag für rund zwei Stunden komplett gesperrt. Der Verkehr wurde weiträumig umgeleitet.

Die Kopfverletzungen des Mannes stellten sich als vier Schusswunden heraus. Der Schwerverletzte wurde gestern Abend noch operiert. Nach ärztlicher Beurteilung bestand jedoch keine akute Lebensgefahr. Der Verletzte ist bisher noch nicht vernehmungsfähig. Zwischenzeitlich konnte geklärt werden, dass es sich bei der neben dem Fahrzeug des Betroffenen am Boden aufgefundenen Langwaffe um ein Kleinkalibergewehr handelt. Er hatte es offensichtlich dorthin geworfen, bevor er sich den Einsatzkräften stellte. Das Kaliber dieser Waffe ist mit den festgestellten Verletzungen in Einklang zu bringen.

Aufgrund der Zeugenaussage des 45-jährigen Unfallgegners und Mitteilers aus dem Landkreis Mühldorf, der festgestellten Spurenlage und der ärztlichen Beurteilung ist davon auszugehen, dass der 29-Jährige sich die Kopfverletzungen mit dem mitgeführten Gewehr im Fahrzeug selbst zugefügt hat. Ob das Abkommen mit seinem Pkw Volvo auf die Gegenspur beabsichtigt war, konnte bisher nicht geklärt werden. Der 45-jährige Audifahrer verhinderte durch ein Ausweichmanöver vermutlich einen folgenschwereren Zusammenstoss. Zu keiner Zeit des gesamten Geschehens bedrohte der 29-Jährige andere Personen mit der Waffe.

Nach allen bisherigen Erkenntnissen erscheint eine suizidale Absicht des 29-Jährigen sehr wahrscheinlich. Hintergrund dürften Probleme im privaten Bereich sein.