Bewerberlücke bleibt groß - Noch mehr als 200 freie Lehrstellen im Landkreis / Große Hürden für Flüchtlinge

Mühldorf - Die Betriebe im Landkreis Mühldorf haben weiterhin Mühe für ihre freien Ausbildungsstellen geeignete Lehrlinge zu finden. Noch zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs sind noch 238 Ausbildungsstellen frei. Gleichzeitig gibt es noch 265 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht.

„Die Chancen, mit einer Lehre im Berufsleben durchzustarten, sind so gut wie noch nie“, wirbt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, für die betriebliche Ausbildung. Angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels sei die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ungebrochen hoch, doch es fehlten immer häufiger die Bewerber, sagt Obermeier-Osl. Grund dafür sind vor allem die sinkenden Schulabgängerzahlen und der Trend zum Studium.

Besonders dramatisch ist der Azubi-Mangel im Landkreis im Handel. Für angehende Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Fachverkäufer sind noch 50 Stellen frei, aber nur 35 unversorgte Bewerber äußern einen entsprechenden Berufswunsch. Die Gastronomie hat noch 18 Lehrstellen frei. Doch es gibt keinen unversorgten Bewerber mit entsprechendem Berufswunsch. Obermeier-Osl unterstreicht, dass der Bewerbermangel dabei quer durch alle Branchen geht: „Es werden auch noch angehende Feinwerk- und Werkzeugtechniker, Handelsfachwirte oder Fachkräfte für Lagerlogistik gesucht.

Die IHK-Vizepräsidentin appelliert erneut an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen. Außerdem fordert Obermeier-Osl die verlässliche und schnelle Umsetzung des „3+2“-Modells für junge Flüchtlinge, wie es auf Vorschlag des BIHK im neuen Integrationsgesetz festgelegt wurde. Danach dürfen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden. An der Berufsschule im Landkreis Mühldorf befinden sich derzeit mehr aals 100 jugendliche Asylsuchende in sechs berufsvorbereitenden Berufsschulklassen. „Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis Potenzial für ihre freien Ausbildungsplätze, aber Einstellungen scheitern häufig an der mangelnden Planungssicherheit und den vielen bürokratischen Auflagen“, so Obermeier-Osl.

Insgesamt sind derzeit 243 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis Mühldorf in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.
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