Bachmuscheln - Seltener Fund im Rainbach

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bachmuschel die häufigste Süßwassermuschel in Europa. Ihre Vorkommen waren teilweise so zahlreich, dass sie als Futter für Schweine und Enten verwendet wurden. Im Landkreis Mühldorf a. Inn hatten die Bestände an der Isen z.B. eine so hohe Dichte, dass sie mit Frontladerschaufeln aus dem Gewässerbett zur Schweinemast geholt wurden.

Heute ist die Bachmuschel in Deutschland aufgrund von Gewässerverschmutzung sowie Ausbau und Veränderung der Gewässerstruktur vom Aussterben bedroht. Untersuchungen zur Bestandsentwicklung zeigen, dass die Art mehr als 90% ihrer ursprünglichen Verbreitung in Bayern verloren hat.

Bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung des Rainbachs konnten letztes Jahr durch den Markt Haag i. OB in Zusammenarbeit mit dem Gewässer- und Unterhaltungszweckverband Rosenheim erfreulicherweise bisher nicht bekannte Bestände der Bachmuschel gefunden werden. Der Bestand am Rainbach ist neben einem kleinen Restvorkommen an der Isen bei Erharting, der einzig bekannte im Landkreis Mühldorf a. Inn und vermutlich der am besten erhaltene.

Durch die geplanten Maßnahmen des Markt Haag i. OB werden entlang des Rainbachs naturnahe Ufer- bzw. Gewässerstrukturen angelegt, wovon neben einer Vielzahl an Arten auch die Bachmuschel profitiert. Die Maßnahmenumsetzung erfolgt in enger Abstimmung und Betreuung durch die Muschel-koordinationsstelle der Technischen Universität München.

Im Rahmen der Maßnahmenplanung wurde auch festgestellt, dass der ursprünglich aus Nordamerika stammende und in Mitteleuropa verwilderte Bisam am Rainbach vorkommt. Dieser stellt ein Problem dar, da er sein vorwiegend pflanzliches Nahrungsspektrum durch Bachmuscheln ergänzt und ihre Bestände hierdurch gefährlich dezimieren kann.
Bachmuschel im Gewässerbett des Rainbachs

Bachmuschel im Gewässerbett des Rainbachs

Von links: Matthias Nirschl (untere Naturschutzbehörde), Oliver Badura und Thomas Eberharter (Jagdgenossenschaft Haag i. OB) 

Von links: Matthias Nirschl (untere Naturschutzbehörde), Oliver Badura und Thomas Eberharter (Jagdgenossenschaft Haag i. OB
Um diese Situation zu verbessern hat sich die Jagdgenossenschaft Haag i. OB unter Herrn Badura und Herrn Eberharter in Zusammenarbeit mit Herrn Nirschl (Landratsamt Mühldorf a. Inn – untere Naturschutzbehörde) bereit erklärt, bei der Regulierung der Bisambestände zugunsten der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel mitzuhelfen. Dies erfolgt durch das Aufstellen von Lebendfallen entlang des Rainbachs, welche durch die Jägerschaft intensiv betreut werden. Durch das Engagement der Jäger wird ein wichtiger Beitrag zum langfristigen Erhalt der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel und zum Erhalt der Biodiversität geleistet.

Das Landratsamt Mühldorf a. Inn – untere Naturschutzbehörde bittet um den Erfolg der Maßnahmen nicht zu gefährden, die Fallen, die in zeitlich unterschiedlichen Abständen am Rainbach aufgestellt werden, nicht zu beeinträchtigen.
Zuletzt geändert am:
05.10.2020
um 14:16 Uhr
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