Interview zum Thema Zecken

Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt Mühldorf a.Inn, beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Wie gefährlich ist die Zeckenbedrohung in der Inn-Salzach Region?

Die Inn-Salzach-Region gehört zu den Risikogebieten für FSME – das heißt es kommt immer wieder zu Krankheitsfällen. Inzwischen müssen 2/3 von Bayern als Risikogebiete bezeichnet werden. Ein Hochrisikogebiet befindet sich in unserer Nähe – es ist die Region um Passau.
Bei einer weiteren Krankheit, die durch Zecken übertragen wird, der Borreliose, ist ganz Bayern Risikogebiet.

2. Wie wirkt sich der milde Winter aus?

Bereits in den letzten Jahren mussten wir feststellen, dass durch warme und verregnete Sommer sich die Zecken derart vermehrt haben, dass es zu doppelt so vielen FSME-Erkrankungen kam als vorher. Durch den warmen Winter ist erneut mit einer Zunahme der Zecken zu rechnen und sie waren vor einer Woche – also vor dem Käteeinbruch – schon aktiv, wie Experten berichteten. Auch der erste Krankheitsfall von FSME in diesem Jahr wurde aus dem Landkreis Roth in Mittelfranken berichtet.

3. Wo ist man besonders gefährdet von einer Zecke gebissen zu werden? Wo beißen sich Zecken am häufigsten fest?

Die Zecken leben auf Gräsern und kleinen Büschen in Bodennähe bis etwa 1 m Höhe und lauern dort auf einen Wirt. Sie fallen nicht von den Bäumen. Kommt ein Lebewesen (Mensch oder Tier) vorbei, so lässt sich die Zecke abstreifen und versucht sich an ihm festzusetzen. Daraus könnte man schließen, dass nur die Beine betroffen sind. Allerdings können die Zecken fortbewegen, sie krabbeln am Körper um sich eine geschützte Stelle suchen, an der sie sich dann festsetzten und Blut saugen. Der Biss oder Stich ist meist nicht schmerzhaft, da ihr Speichel eine betäubende Substanz enthält und wird deshalb oft nicht bemerkt.
Bei Kindern findet man Zecken oft am Kopf, bei Erwachsenen an den Beinen, im Gesäß- und Leistenbereich.

4. Wie kann man sich gegen einen Zeckenbiss schützen?

Wer sich in der freien Natur aufhält, sollte geschlossene Schuhe, Socken und lange Hosen tragen. Helle einfarbige Kleidung erleichtert das Absuchen nach Zecken. Nach der Rückkehr sollte auch der Körper nach Zecken abgesucht werden. Frühzeitiges Entfernen ist wichtig.
Das Einreiben der Haut mit mücken- bzw. zeckenabwehrenden Mitteln, sogenannten Repellents, kann den Schutz erhöhen. Diese Mittel gelten aber als nicht sehr sicher bei der Zeckenabwehr.
Die wichtigste Schutzmaßnahme ist aber die gut verträgliche Impfung gegen die Hirnhautentzündung durch das FSME-Virus. Gegen die Borreliose gibt es noch keine Impfung. Hier helfen frühzeitig eingesetzte Antibiotika.

5. Wie geht man vor, wenn man doch von einer Zecke gebissen wird?

Eine Zecke sollte – evtl. unter Zuhilfenahme einer Lupe - mit einer spitzen Pinzette hautnah, möglichst am Kopf und nicht am Leib, gefasst und herausgezogen werden.

6. Wie gefährlich ist so ein Zeckenbiss? Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Zecken können einige Krankheiten übertragen, zwei sind von besonderer Bedeutung:

  • Hirnhautentzündung durch das FSME-Virus
  • Borreliose durch Lyme-Bakterien

Zeckenbisse können natürlich auch harmlos verlaufen, allerdings sind in Risikogebieten etwa 5% der Zecken mit FSME infiziert und in ganz Bayern ist jede 4. Zecke mit Lyme-Borrelien infiziert.

7. Wie äußern sich die Beschwerden?

Eine FSME-Erkrankung beginnt meist wie eine Sommergrippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Bei Befall des zentralen Nervensystems kommt es dann zu den typischen Zeichen der Hirnhautentzündung mit Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen, Nackensteifigeit und evtl. auch Bewusstseinsstörungen. Da dann eine wirksame Behandlung nicht zur Verfügung steht, ist die vorbeugende Impfung so wichtig.

Bei der Lyme-Berreliose zeigt sich meist an der Einstichstelle oder auch an anderen Körperteilen eine ringförmige Rötung. Später kann es zu Lähmungen oder hartnäckigen Gelenkbeschwerden kommen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika ist wichtig, um die Folgeschäden zu vermeiden.

8. Wie kann eine Impfung schützen? Bietet eine Impfung einen "Rundumschutz"?

Eine Impfung kann vor einer Hirnhautentzündung durch FSME-Viren schützen. Sie schützt nicht vor der Lyme-Borreliose und sie kann natürlich auch nicht Zeckenbefall verhindern.

Karin Huber Pressestelle