Der Landkreis Altötting ist einer von neun Landkreisen im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Die etwa 110.000 Einwohner werden polizeilich betreut von den Polizeiinspektionen Altötting und Burghausen, der Kriminalpolizeistation Mühldorf, der Polizeistation Fahndung Burghausen und einer Dienstgruppe der Verkehrspolizei Traunstein in Mühldorf.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine Zusammenstellung aller bekannt gewordener strafrechtlicher Sachverhalte. Berücksichtigt sind alle polizeilich bearbeiteten Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und strafrechtliche Nebengesetze ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte.
Gesamtentwicklung
Im Jahr 2008 wurden im Landkreis Altötting insgesamt 5.130 Straftaten erfasst und damit genau 58 Fälle weniger als 2007 (-1,1 %). Strafbare Versuche zählen dabei wie vollendete Handlungen. Vergleicht man die Entwicklung seit 2004, so pendelt die Anzahl der Straftaten jeweils zwischen 4.922 im Jahr 2005 und 5.188 im Jahr 2007.
Von den 5.130 Straftaten 2008 wurden 3.057 Fälle aufgeklärt. Während die Anzahl der Straftaten etwas abnahm, konnte im Gegenzug die Aufklärungsquote mit 59,6 Prozent etwas gesteigert werden.
Die Belastung der Landkreisbevölkerung Altötting mit Straftaten lag 2008 bei 4.716 Straftaten pro 100.000 Einwohner und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5.203.
Kriminalitätsstruktur
Sexualdelikte: In diesem Deliktsbereich war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Die Zahl sank von 89 Fällen im Jahr 2007 auf 57 Fälle im Jahr 2008. Die Aufklärungsquote lag bei bemerkenswerten 100 Prozent!
Diebstahlskriminalität: Nachdem die Zahlen in den Vorjahren noch leicht angestiegen waren, konnte 2008 dieser Trend gestoppt werden. Insgesamt wurden 1.706 Diebstähle registriert, was einen Rückgang zum Vorjahr von 2,5 Prozent bedeutet. 34 Prozent der Fälle wurden geklärt.
Rauschgiftdelikte: Dazu zählen neben den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz auch die direkte Beschaffungskriminalität, z.B. Rezeptfälschung. Das Niveau blieb 2008 mit 247 Fällen nahezu identisch mit dem Vergleichsjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 94,3 Prozent. Ein 32-jähriger Burghauser war das einzige Raschgifttodesopfer im Landkreis.
Gewaltkriminalität: Darunter fallen in erster Linie Mord- und Totschlag, Vergewaltigung, Raub und Körperverletzung. Im Landkreis Altötting wurden 139 entsprechende Delikte im Jahr 2008 registriert. Dies stellt gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Rückgang um 37 Fälle (21 Prozent) dar. 75 Prozent dieser Straftaten konnten aufgeklärt werden.
Straßenkriminalität: Diese umfasst alle Straftaten, die zum öffentlichem Verkehrraum Bezug haben, z.B. Handtaschenraub, Straßenschlägereien, Sachbeschädigungen und Diebstähle rund um das Kfz, Fahrraddiebstähle und Automatenaufbrüche. Dieser Deliktbereich nahm mit 1.145 Straftaten im Jahr 2008 um deutliche 13,5 Prozent ab. Im Jahr zuvor waren noch 179 Fälle mehr bekannt geworden. 18 Prozent der gesamten Straßenkriminalität konnten aufgeklärt werden. Mit 67 Prozent deutlich darüber lag die Aufklärungsquote z.B. bei Raubüberfällen.
Fallbeispiele:
Ein Tötungsdelikt Anfang Dezember bei Neuötting konnte von der Kripo Mühldorf zwischenzeitlich geklärt werden. Nachdem ein 31-jähriger Altöttinger von seiner Lebensgefährtin vermisst gemeldet worden war, musste nach polizeilichen Ermittlungen schon bald von einem Gewaltverbrechen ausgegangen werden. Mitte Januar 2009 wurde die Leiche des Vermissten an einen Granitblock gebunden im Wasser des Inn gefunden. Zwei Tatverdächtige befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Untersuchungshaft, ein dritter wurde kurz darauf festgenommen. Der 37-jährige mutmaßliche Haupttäter dürfte sein Opfer aus Eifersucht erstochen haben.
Mehrer Brandstiftungen im Raum Reischach/Perach beschäftigten die Polizei fast das ganze Jahr über. Ein unbekannter Täter legte im Januar, April und Oktober in jeweils leerstehenden landwirtschaftlichen Anwesen Feuer. Im November konnte die Kripo Mühldorf einen 44-jähriger Tatverdächtiger festnehmen. Der Mann ist geständig. Der Ermittlungserfolg war maßgeblich auf die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Ermittlungsbehörden und eingesetzten Feuerwehren, sowie auf wichtige Hinweise aus der Bevölkerung zurückzuführen.
Bei einem Streit aus nichtigem Grund kam es im Oktober in Neuötting zu einer massiven Hammerattacke unter Bekannten. Vor einer Privatwohnung schlug ein 27-Jähriger wegen einer Forderungssache seinen 19-jährigen Kontrahenten mit mehreren wuchtigen Schlägen nieder und verletzte ihn dadurch schwer. Der Tatverdächtige konnte noch im Bereich der Wohnung festgenommen werden.
Kriminalprävention
Für die Jugend- und Präventionsbeamten der Dienststellen lagen die Schwerpunkte im Rahmen der verhaltensorientierten Prävention auch im Jahr 2008 bei den Themen Gewalt, Sucht, Eigentum, sowie bei den Gefahren in Zusammenhang mit den modernen Medien. Neben einer ganzen Reihe von Informationsveranstaltungen und Arbeitskreisen wurde z.B. in 31 Schulklassen der Polizeikurs „Zammgrauft“ zur Gewaltprävention durchgeführt.
Der kriminalpolizeiliche Fachberater der Kriminalpolizeistation Mühldorf führte weit über 300 individuelle Einzelberatungen zu technischen Sicherungsmöglichkeiten von Eigentum durch. Dazu konnten eine große Anzahl interessierter Bürger bei mehreren öffentlichen Informationsveranstaltungen und auf der „INSA 2008“ in Burghausen erreicht werden.
Zur Information und Unterstützung Betroffener bei Gewalttaten im sozialen Nahraum und bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd Beauftragte für Frauen und Kinder (BPFK) angegliedert. Diese waren mit persönlichen Beratungsgesprächen und Vorträgen zu den Themen Sexueller Missbrauch von Kindern, Häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen und Kindern, sowie Stalking auch im Landkreis Altötting tätig.
Gesamtentwicklung
Im Jahr 2008 wurden auf den 1.600 Straßenkilometern und sonstigen öffentlichen Verkehrsflächen im Landkreis Altötting 2.551 Verkehrsunfälle registriert. Dies bedeutet einen minimalen Anstieg zum Vorjahr (2.530). Abgenommen hat hingegen die Zahl der dabei verletzten Verkehrsteilnehmer von 709 im Jahr 2007 auf 653 Verletzte im Jahr 2008 (-7,9%). Besonders erfreulich ist ein deutlicher Rückgang der Verkehrstoten. Kamen 2007 noch 15 Menschen ums Leben, sank deren Zahl 2008 auf 10 Verkehrstote (-33%).
Hauptunfallursachen
Im Vergleich der Unfallursachen findet sich die „nicht angepasste Geschwindigkeit“ zahlenmäßig mit 253 Unfällen nur auf Platz 2. Jedoch ist dieser Ursache mit 6 von insgesamt 10 Getöteten der weitaus größte Teil der Todesopfer zuzuordnen. 123 Menschen wurden bei den Geschwindigkeitsunfällen verletzt.
Mit 32 Prozent und 210 die meisten Verletzten gab es bei 246 Unfällen, ausgelöst durch eine Vorfahrtsverletzung. Ein Verkehrsteilnehmer wurde dabei getötet.
66 mal krachte es auf den Straßen im Landkreis, weil ein Verkehrsteilnehmer unter Alkoholeinfluss stand. Dabei wurden 39 Personen verletzt, ein Mensch kam ums Leben.
Fallbeispiele:
Zwei Tote und ein Schwerverletzter war die tragische Bilanz eines Motorradunfalls in der Nacht zum 30. August in Reischach. Zwei 15- und ein 17-Jähriger waren zusammen auf einem (!) Leichtkraftrad unterwegs. Es kam zum Zusammenstoß mit einem plötzlich die Gemeindestraße querendem Reh. Das Motorrad schleuderte mit voller Wucht gegen die Türeinfassung einer naheliegenden Kapelle und kam vor dem Altar zu liegen. Der 17- und ein 15-Jähriger erlagen noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen. Der zweite 15-jährige überlebte den Aufprall schwerstverletzt.
Anfang August kam es in Mehring zu einem Gefahrgutunfall mit glimpflichem Ausgang. Ein Lkw-Sattelzug hatte in einem Chemiewerk ätzende und leicht brennbare Flüssigkeit geladen und kam auf der Staatsstraße von der Fahrbahn ab. Das Schwerlastfahrzeug kippte auf einen Radweg. Ein Großaufgebot der umliegenden Feuerwehren waren im Einsatz. Die Straße für längere Zeit komplett gesperrt. Glücklicherweise trat jedoch nur eine geringe Menge der gefährlichen Ladung aus, so dass zu keiner Zeit eine konkrete Gefahr für die Umwelt vorhanden war. Der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall schwerverletzt.
Verkehrsüberwachung und -prävention
Die Polizeidienststellen führten 2008 im gesamten Landkreis 388 Geschwindigkeitsmessungen durch. 4.700 Fahrzeugführer von insgesamt etwa 145.000 gemessenen Fahrzeugen mussten wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung beanstandet werden.
269 Fahrzeuglenker wurden bei Alkoholkontrollen mehr oder weniger betrunken am Steuer ihres Vehikels angetroffen und zur Anzeige gebracht. Unter Drogeneinfluss waren 45 Fahrzeugführer unterwegs, gegen sie wurde ebenfalls ein Straf- oder Bußgeldverfahren eingeleitet.
Durch die vier Jugendverkehrserzieher der Polizei wurden im Landkreis 1.200 Schulkinder der vierten Jahrgangsstufe mit den Verkehrsregeln vertraut gemacht. Darüber hinaus legten die allermeisten dieser Kinder nach entsprechendem Training mit Erfolg die Fahrradprüfung ab.