Die folgenden Zahlen spiegeln den Arbeitsanfall der Mühldorfer Kriminalpolizei wieder und geben nur Aufschluss über die Entwicklung der mittleren und schweren Kriminalität im Zuständigkeitsbereich der Kripo Mühldorf. In vielen Fällen decken sie sich aber mit den bayernweiten und präsidiumsweiten Trends.
809 Strafanzeigen legte die Dienststelle 2008 den zuständigen Staatsanwaltschaften vor. In weiteren etwa 2000 Fällen unterstützten die Kriminaler mit ihren Ermittlungen Dienststellen des uniformierten Dienstes, andere Kriminaldienststellen im In- und Ausland und Behörden.
Leicht rückläufige Zahlen - aber gesteigertes Aufklärungsergebnis:
Im Vorjahr (2007) waren es 873 Kriminalfälle, die von der Dienststelle an die Staatsanwaltschaften gingen. Das bedeutet in den beiden Landkreisen einen Rückgang von 7,3 % in der mittleren und schweren Kriminalität. Gleichzeitig erhöhte sich das Aufklärungsergebnis von 90,5 % (2007) auf 93,3 % im vergangenen Jahr. Es liegt damit wieder höher als das gesamtbayerische Aufklärungsergebnis von 64,7 %, welches bereits das beste im Ranking der deutschen Bundesländer darstellt. Die Kriminaldienststellen liegen gewöhnlich immer über dem Durchschnitt, da bei ihnen schwer aufklärbare Massendelikte, wie Fahrraddiebstahl oder Wandschmierereien, nicht in den Aufgabenkatalog fallen.
Unter den 755 aufgeklärten Straftaten befanden sich 14 Altfälle, die sich schon vor Jahren ereigneten. Im Rahmen von Nachermittlungen oder neuen Spuren stellten sich im vergangenen Jahr Ermittlungserfolge ein.
Die 755 aufgeklärten Straftaten wurden von 543 Straftätern verübt. Der Frauenanteil unter den 543 ermittelten Tatverdächtigen betrug 19,3 %, was 105 beschuldigten weiblichen Personen entspricht. Die Frauenquote von etwa 1/5 ist seit 2 Jahren nahezu gleich. In den Jahren 2004 bis 2006 war sie jedoch niedriger und lag bei etwa 16,5 %.
Der Anstieg der weiblichen Tatverdächtigen steht in Korrelation zum Anstieg der Vermögens-, Fälschungs- und Betrugsdelikte, bei denen der Anteil an Frauen als Täterinnen schon immer höher war, als bei den übrigen Straftaten. Auffallend ist auch, dass bei den qualifizierteren Körperverletzungsdelikten der traditionell geringe Anteil des angeblich schwachen Geschlechts in der Vergangenheit zugenommen hat. Unter den 33 Straftätern, die wegen eines schwerwiegenderen Körperverletzungsdelikts zur Anzeige gebacht wurden, befanden sich immerhin 5 Damen (15 %).
Traditionell niedrig ist der Tatverdächtigenanteil von Frauen bei Sexualdelikten. 75 Männer und 5 Frauen (6,3 %) verübten im vergangenen Jahr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, wie es im Fachjargon der Statistiker heißt.
Der Anteil der nicht deutschen Straftäter stieg auf 15,1 % an. 2007 wurde in 74 (=13,8 %) Ermittlungsfällen der Kriminalpolizei und im Jahr 2008 in 82 (=15,1 %) Fällen gegen Nichtdeutsche ermittelt. Die Statistik belegt somit, dass etwa 1/7 der schweren und mittelschweren Kriminalität im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei von Ausländern begangen wurde. Gemessen am Anteil der Wohnbevölkerung in den beiden Landkreisen von knapp 7 % sind ausländische Tatverdächtige erkennbar überrepräsentiert. Spätaussiedler sind deutsche Staatsbürger und werden bei Straffälligkeit als Deutsche Tatverdächtige registriert.
Bei diesen Zahlen ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Landkreis Altötting überwiegend im grenznahen Bereich liegt und auch von touristischer Anziehungskraft geprägt ist. Außerdem halten sich im Bereich der Chemiewerke eine Vielzahl ausländischer Montagearbeiter auf. Somit ist der Anteil an nicht deutschen Einpendlern, Touristen und Monteuren höher als im Binnenland.
307 ermittelte Täter wohnten 2007 in der Tatortgemeinde und exakt die gleiche Zahl der Verdächtigen wohnte auch 2008 in der Tatortgemeinde. In der Kriminalstatistik werden sie als ortsansässige Täter bezeichnet, ihr prozentualer Anteil an den entdeckten Straftaten beträgt 57 %.
Sonderkommissionen:
Sonderkommissionen und Arbeitsgruppen werden bei den Kriminaldienststellen eingesetzt, um besonders umfangreiche oder spektakuläre Kriminalfälle zu bearbeiten. Diese arbeitsintensiven Aufbauorganisationen werden zum Großteil aus den knapp bemessenen Personalressourcen der Kriminalpolizeidienststelle rekrutiert. Im vergangenen Jahr war es vor allem die Sonderkommission Brozmann und die Arbeitsgruppe Autobumser II, die mit ihren Ermittlungserfolgen für Aufsehen sorgten.
Die Sonderkommission Brozmann war relativ unspektakulär als Vermisstenfall angelaufen. Aber innerhalb weniger Stunden war klar: Das ist mehr als ein Vermisstenfall. Richtigerweise war die Sonderkommission sofort von einem Tötungsdelikt ausgegangen, obwohl es noch Wochen dauerte, bis der Leichnam des Getöteten mit Steinen beschwert im Inn entdeckt wurde. Das Fazit der bis zu zwölfköpfigen Sonderkommission: „Das waren die weitgefächertsten und schwierigsten Ermittlungen der letzten Jahre.“ Die über 3.000 Ermittlungsstunden hellten die Tat so weit auf, dass in der vergangenen Woche der Staatsanwaltschaft Traunstein eine mit beweiserheblichem Spurenmaterial und Gutachten untermauerte Anzeige übergeben werden konnte, die den gesamten Tatablauf aufdeckte.
Eine weitere Sonderkommission in Form einer Arbeitsgruppe beschäftigte sich bereits 2007 mit fingierten Autounfällen und damit verbundenen betrügerischen Abrechnungen bei Versicherungen und Serienbetrügereien. Die damalige gemeinsame Arbeitsgruppe aus Beamten der Polizeiinspektionen Altötting, Mühldorf und der Kriminalpolizei Mühldorf gab sich den Namen „Autobumser“. Sie war in allen Ermittlungsbereichen erfolgreich und die Festgenommenen wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Daher war es naheliegend, dass eine ähnliche Gruppierung von Straftätern, die vor allem im Landkreis Mühldorf ihr Unwesen trieb, in bewährter Weise aufgerollt wurde. Die Arbeitsgruppe, die 2008 errichtet wurde, gab sich den Namen „Autobumser II“. Sie ermittelte 22 Beschuldigte. Gegen 4 von ihnen erwirkte sie Haftbefehle. Mit Beamten der Bereitschaftspolizei wurden sieben Objekte im Landkreis Mühldorf durchsucht und bei der Auswertung des sichergestellten Materials konnten von 58 überprüften Verkehrsunfällen 40 als fingiert zur Anzeige gebracht werden. Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurden ca. 100 Betrugsstraftaten bekannt. Der Schaden aus den fingierten Unfällen lag über 100.000,- € und den Hauptbeschuldigten, überwiegend Hartz-IV-Empfänger, konnte darüber hinaus nachgewiesen werden, dass sie in einem Zeitraum von etwa 5 Jahren für ca. 800.000,- € Altmetall verkauft hatten. Diese Einnahmen wurden gegenüber der ARGE Mühldorf verschwiegen und der Steuerzahler somit um ca. 35.000,- € geschädigt. In Pfandhäusern in München beschlagnahmten die Ermittler noch Goldschmuck im Schätzwert von ca. 100.000,- €, dessen Herkunft noch nicht eindeutig feststeht.
Im Bereich der Straftaten gegen das Leben fielen im vergangenen Jahr 21 Ermittlungsfälle an. Bei den Morden wurden 5 Fälle zur Anzeige gebracht, wobei es sich in 4 Fällen um Mordversuche handelte. Ferner weist die Statistik 5 versuchte Totschlagsdelikte auf und 11 Delikte der fahrlässigen Tötung. Bei den 11 Fällen der fahrlässigen Tötung handelte es sich überwiegend um schwere Betriebsunfälle oder häusliche Unfälle, bei denen Sicherungspflichten missachtet wurden.
Die Zahlen bei Mord und Totschlag sind die Gleichen geblieben, wie im Vorjahr. Im Bereich der fahrlässigen Tötungen sind sie jedoch von 3 im Jahr 2007 auf 11 im statistischen Zähljahr 2008 angestiegen. In schrecklicher Erinnerung blieb hier der tödliche Betriebsunfall eines 38-jährigen Radladerfahrers am 11.07.08 in Emmerting. Er geriet beim Reifenwechsel unter den tonnenschweren Radlader. Von ebenso schwerer Tragik empfanden die ermittelnden Beamten auch den Tod eines 21-jährigen Auszubildenden in einer Waldkraiburger Gießerei. Der junge Mann, der demnächst seine Lehre im Elektrohandwerk beendet hätte, war mit einer Instandsetzungsreparatur im Förderbereich der Gießereianlage beauftragt. Während er die Reparatur ausführte, kam es zu einem Schub in der Hydraulik und er wurde überrollt und eingeklemmt. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.
Todesfallermittlungen und Suizide:
Einen breiten Raum der Ermittlungstätigkeit der Kriminalpolizei nehmen die Todesfallermittlungen ein. Die Kriminalpolizei wird bei Todesfällen zugezogen, bei denen sich der Leichenschauer in der Todesursache nicht sicher ist, ob natürlicher oder gewaltsamer Tod vorliegt. 113-mal rückten Ermittlungsteams zu derartigen ungeklärten Todesfällen aus. In 33 Fällen handelte es sich um Suizid. Im Vergleich zum statistischen Vorjahr sind die Fälle der Todesermittlung um 28 und die Fälle des Suizid um 7 zurückgegangen. Dieser Rückgang begründet sich aber nur in einer statistischen Verlagerung, da seit dem 01.10.2008 eine Vielzahl dieser Fälle vom Kriminaldauerdienst der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein übernommen wurde, was die Beamten in Mühldorf in diesen Fällen von Arbeit, aber auch psychischer Belastung bei diesem schwierigen Ermittlungsfeld befreite.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung - Sexualdelikte:
Um 1/3 ging die Anzahl der Sexualdelikte zurück. Wurden 2007 noch 134 Delikte registriert, so waren es im darauffolgenden Jahr noch 91. So erfreulich dieser Rückgang auch ist, bleibt anzumerken, dass der Bereich der angezeigten Sexualdelikte seit Jahren großen Schwankungen unterliegt. 2004 lagen die angezeigten Delikte mit 88 im niedrigsten Bereich im 10-Jahres-Vergleich, aber nur 1 Jahr davor, 2003, wurde mit 132 Sexualdelikten einer der höchsten Werte in den letzten 10 Jahren erreicht. Zu Buche schlagen hier in den letzten 10 Jahren vor allem strafbare Handlungen im Internet.
Unter den 91 Sexualdelikten des vergangenen Jahres befanden sich 6 Vergewaltigungsdelikte, von denen 5 (83 %) geklärt werden konnten und weitere 8 Delikte, bei denen es zu Gewaltanwendung oder Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses kam.
Traditionell hoch ist die Aufklärungsquote bei den Sexualdelikten. Sie hat sich in den letzten Jahren zwischen 85 % und 90 % eingependelt und betrug 2008 sogar 93,4 %. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern (hier wurden 23 Fälle angezeigt), betrug die Aufklärungsquote hohe 91,3 %, das heißt nur 2 Fälle des Vorjahres sind bisher noch nicht geklärt.
Leider ist feststellbar, dass Sexualstraftaten, aber auch Raubstraftaten immer wieder vorgetäuscht werden. 2007 sollte die Polizei 20-mal und 2008 10-mal in diesen Deliktsparten von angeblichen Opfern in die Irre geführt werden.
Rauschgiftkriminalität:
195 Rauschgiftdelikte registrierten die REGler, wie die Kriminalbeamten ihre RauschgiftErmittlungsGruppen nennen, 2007 und genau die gleiche Zahl auch 2008. Diese 195 Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz wurden von 191 Personen begangen, 162 Männer und 29 Frauen (Frauenquote 15,2 %). Die Dienststelle konzentriert sich hier nur noch auf die schweren Fälle des Handelns. Die leichteren und mittelschweren Verstöße werden von den Polizeiinspektionen der Schutzpolizei verfolgt. 14 kg Haschisch, 1,7 kg Marihuana, 1 kg Heroin, 4,7 kg Amphetamin, 1.942 Stück Ecstasy, 3 LSD-Trips, 332 Cannabispflanzen, 6 g Crystalspeed, 7 Waffen — so liest sich die Sicherstellungsbilanz der Rauschgiftfahnder im Jahr 2008, ähnlich wie in den Vorjahren. Sie durchsuchten 146 Wohnungen, nahmen 177 Personen fest und meldeten 265-mal den festgestellten Drogenkonsum den Führerscheinstellen der zuständigen Landratsämter, nach dem Grundsatz „Wer Drogen konsumiert oder handelt, soll nicht Autofahren“.
Drogentote:
Das Jahr 2007 wies mit 12 Drogentoten in den beiden Landkreisen einen traurigen Höchststand im 10-Jahres-Vergleich aus. Um so erfreulicher ist der Rückgang auf zwei nachgewiesene Fälle, aber immer noch zwei zuviel, wie die REGler meinen. Erstrebenswert wäre hier wieder das Ergebnis von 2005. Damals stand in dieser Spalte die Zahl 0. Fast immer ist es ein Mix aus mehreren Drogen, immer mit Heroin und meist auch mit Alkohol, der am Ende einer „Drogenkarriere“ steht.
Vermögens- und Fälschungsdelikte:
Auch hier zeigt sich der erfreuliche Trend. Die registrierten Straftagen gingen von 269 auf 225 zurück und das Aufklärungsergebnis stieg von 96 % auf 97,3 % der bearbeiteten Fälle.
Raub und räuberische Erpressung:
Völlig außerhalb des Trends entwickelte sich der Bereich der Raubstraftaten und der räuberischen Erpressung. Von 2007 mit 14 Fällen stieg die Zahl im Vorjahr auf 23 Fälle. Trotz der Mehrbelastung, der auf diesen Deliktbereich spezialisierten Beamten des Kommissariats 2, stieg das Aufklärungsergebnis von 64 % auf 78 % in dieser Sparte.
Ein Raubüberfall in der Nacht zum 3. Adventssonntag blieb allen in Erinnerung. Ein Waldkraiburger Taxifahrer wurde das Opfer. Sein Fahrgast hielt ihm unvermittelt eine Pistole an den Kopf und verlangte die Herausgabe des mitgeführten Geldes. Er verletzte den Taxifahrer und konnte mit knapp 200,- € fliehen. Aufgrund eines Fingerabdrucks ermittelte die Spurensicherung einen 32-jährigen Tatverdächtigen aus Unterfranken. Er befindet sich zwischenzeitlich in Untersuchungshaft. Die 17 aufgedeckten Raubüberfälle wurden von 18 ermittelten Straftätern, teilweise in Mittäterschaft, begangen. 6 von ihnen hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit und 8 Täter waren überörtlich tätig. In diesem Zusammenhang wird immer wieder festgestellt, dass etwa ⅔ bis ¾ der Räuber Drogenkonsumenten sind. Ihre Straftaten dienen meist zur Beschaffung der teuren Suchtmittel. Außerdem fällt der Anstieg der spielsüchtigen Täter auf. Sie handeln, um ihren Spieltrieb befriedigen und finanzieren zu können.
Erkennungsdienst und Spurensicherung:
Die kriminalpolizeiliche Spurensicherung und der Erkennungsdienst gewinnen immer mehr Bedeutung bei der Ermittlungsarbeit. Mittlerweile ist der Bereich des Kommissariats 3 auf einer Kriminaldienststelle zum Herzstück der Ermittlungsarbeit avanciert. Bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf werden die Spurensicherung und der Erkennungsdienst von einer Arbeitsgruppe speziell ausgebildeter und ausgestatteter Kriminaler wahrgenommen. Seit Bezug der neuen Polizeidienststelle stehen ihnen hierfür modernst ausgestattete Labor- und Aufnahmeräume zur Verfügung. Die Beamten erfassten 599 erkennungsdienstliche Behandlungen und sicherten 475 DNA-Spuren und 724 Fingerspuren an 101 Tatorten im Dienstbereich.
Zusammenarbeit mit der Bevölkerung:
Die durch den Bayerischen Innenminister Joachim Hermann vorgelegte Kriminalstatistik des Jahres 2008 stand unter dem Motto: Offene Grenzen in Europa - Bayern bleibt sicherstes Bundesland. Diese Erfolge sind aber nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Bevölkerung möglich.
Die Kriminalpolizeistation Mühldorf gehört nicht zu den großen Kriminaldienststellen. Sie betreut jedoch zwei Landkreise mit 220.000 Einwohnern und hat ein Deliktaufkommen zu bewältigen, dass sie zu einer bedeutenden Kriminaldienststelle in der Achse zwischen München und Passau und an der Schnittstelle zwischen Nieder- und Oberbayern macht.
Ihre Ermittlungsverfahren in den vergangenen Jahren haben eine wesentliche Gemeinsamkeit: Die Beamten waren immer auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen!
Dafür will sich die ganze Dienststelle auch in diesem Jahr bedanken - verbunden mit der Bitte, die Ermittlungen der (Kriminal-) Polizei weiter zu unterstützen.