„Nichts verändert dein Leben so sehr wie das erste Kind, du wirst schon sehen“, mit diesen Worten wurde Diplompsychologe Ulrich Schmidt-Blechta von seinem Kollegen in den Urlaub zur Geburt seines ersten Kindes geschickt. „Und er hatte recht!“, so Schmidt-Blechta in der Informationsveranstaltung der Kooperationsgruppe „Frühe Hilfen“ am 27.05.09 über Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft im Pfarrheim St. Nikolaus, Mühldorf.
Wie Alltag aber auch Krisen bewältigt werden können, welche Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten es im Landkreis gibt, konnten die Teilnehmer an diesem Abend erfahren.
Elisabeth Adelmann-Gafus aus dem Katholischem Kreisbildungswerk Mühldorf referierte über die Geburt eines Kindes als große Zeit der Veränderung und das Eltern-Kind Programm (EKP), ein Familienbildungsangebot des Katholischen Kreisbildungswerks, als gute Startbasis zum Knüpfen eines Familiennetzwerkes.
Über Unterstützungsmöglichkeiten bei sozialen und finanziellen Problemen während und nach der Schwangerschaft informierten Agathe Langstein von DONUM VITAE und Sylvia Wimmer von der Schwangerenberatungsstelle des Gesundheitsamtes. Wimmer wies besonders auf die Gefährdung des Kindes durch Rauchen während und nach der Schwangerschaft hin. Hier bietet das Gesundheitsamt Beratung und Unterstützung beim Rauchstopp an.
Thomas Wanka vom Amt für Jugend und Familie stellte Unterstützungsmöglichkeiten für Alleinerziehende vor, insbesondere Möglichkeiten der Beistandschaft durch das Amt für Jugend und Famillie und rechtliche Hilfen bei Vaterschaftsanerkennung, Sorgerecht und Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen.
Über Schrei- und Fütterstörungen, die Eltern sehr leicht an den Rand ihrer Geduld bringen können, referierte Ada Leuber von der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Hilfe ist hier dringend erforderlich, jedoch sollte stets eine gründliche medizinische Untersuchung durch den Kinderarzt miteinhergehen, um körperliche Ursachen auszuschließen.
Von den Frühförderstellen Waldkraiburg und Mühldorf berichteten Gertrud Grill und Juliane Kössner über entwicklungsauffällige oder behinderte Kinder und die Möglichkeiten, Eltern und Kinder bis zum Schulalter zu begleiten und zu unterstützen.
Dr. Cornelia Erat aus dem Gesundheitsamt referierte über depressive Verstimmungen der Mutter nach der Geburt. Anhand eines Fallbeispiels schilderte sie sehr eindringlich den Verlauf einer derartigen Depression. „10-15% der Mütter sind davon betroffen, das sind rund 100 Frauen pro Jahr im Landkreis“, beschreibt Cornelia Erat das Problem „Die Hilfe muss von außen kommen, da die betroffenen Frauen meist nicht in der Lage sind sich selbst Hilfe zu holen“, so Erat weiter. Bei professioneller Betreuung sind die Heilungschancen sehr gut.
Zum Schluss sprach Ulrich Schmidt-Blechta von der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle über den Übergang von der Partnerschaft zum Familienleben. Um Unstimmigkeiten in der Partnerschaft gut zu bewältigen ist eine gute Gesprächskultur, wie streiten, Kompromisse finden, Absprachen treffen können, unabdingbar. Schmidt–Blechta verwies auf spezielle Kommunikationstrainings für Paare, die idealerweise bereits vor der Geburt des ersten Kindes besucht würden.
Pflegeeltern, Tagesmütter und Mitarbeiter von Familienzentren waren der Einladung zahlreich gefolgt und diskutierten lebhaft und interessiert mit.
Mit Bedauern stellte die Initiativgruppe „Frühe Hilfen“ fest, dass nur ein kleiner Teil der eingeladenen Hebammen, Ärzte, Erzieherinnen und EKP-Gruppenleiterinnen kamen, um das Informationsangebot zu nutzen.