Das 25-jährige Jubiläum des Tierzuchtverbandes Oberbayern Ost in Mühldorf nahm der Mühldorfer Stadtrat 1929 zum Anlass nach nun mehr 16-jähriger Pause wieder vom 24 August bis 1. September ein Volksfest zu veranstalten. Alle notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen, um der Mühldorfer Bevölkerung und den vielen Gästen ein riesiges Spektakel zu bereiten.
Sogar die örtliche Polizei musste durch 30 Schutzpolizisten des Bezirksamtes Altötting verstärkt werden, da die Organisatoren mit einer sehr großen Besucherzahl rechneten. Mehr als 50 000 Besuchter wurden dann auch in den 9 Tagen gezählt. Es gab wieder, wie schon in den Jahren zuvor, zahlreiche Sportveranstaltungen, darunter auch einen Wettkampf zwischen Motorrad, Beiwagen und Flugzeug. Das Match wurde schließlich nach spannendem Kampf von Sepp Giggenbach (7 Runden) vor dem Flieger Bittrich (10 Runden) und dem Beiwagenfahrer (Möritz-München (6,4 Runden) gewonnen. Das Bier von der Schlossbrauerei Stein . a. Traun, das in der Märkelstetters Festhalle ausgeschenkt wurde, war so süffig, daß „gar mancher Volksfestbesucher“ wie der Mühldorfer Anzeiger notierte, „bereits am ersten Tag einen Wiesenbummler zugelegt hatte.“
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Traditionelles Mühldorfer Volskfest 1913
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So ist es vielleicht auch zu erklären, daß die freiwillige Sanitätskolonne Mühldorf nicht nur 91 Hautabschürfungen und 20 Insektenstiche zu behandeln hatten, sondern auch zwei Bisswunden, „herbeigeführt durch Menschenbisse...“
Bei großem Festumzug am Sonntag, an dem auch der Regierungspräsident von Oberbayern, Exzellenz von Knötzinger, der Präsident der Handwerkskammer von Oberbayern Dr. Würz und der Geschäftsführer der Handwerkskammer von Oberbayern Geheimrat Dr. Knoblauch teilnahmen, hatte der Heimatbund 8 Gruppen aufgeboten, die verschiedene Einzeldarstellungen aus Mühldorfs Vergangenheiten zeigten. Die eine Gruppe stellte z. B. die Zeit der Befreiungskriege von 1813 dar, die andere die Schlacht bei Mühldorf 1322. Mehr als 20 schön geschmückter Wagen verschiedenster Vereine und anderer benachbarter Gemeinde nahmen an dem Festumzug teil.. 28 000 Besucher säumten die Straßen. Franz-Xaver-Rambold, der unvergessene Heimatdichter, hielt seine Eindrücke vom Mühldorfer Volksfest 1929 in einem Gedicht wie folgt fest.]
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Und`s Mühldorfer Stadtl
ist sauber beinand.
Da stehen die Häuser
im farbigen Gwand.
Und alles ist blitzblank
und alles ist fein.
Was ist denn die Ursach?
Was muß denn da sein?
No,`s Volksfest geht an.
Da hat`s gar koa Not;
und d`Fahnen, die flattern
weißblau und weißrot.
Drübn über der Innbruck,
da ist jetzt a Lebn.
Da stehn die Buden.
Was`s da alls tut gebn!
Da kannst dir schier schaun
die Augn aus`m Gsicht.
So viel ist da draußn
zum Anschaun aufgricht.
Und bist dann vom Schauen
voll Hunger und Durst,
dann gibt`s Wein und Bier
und a Bratl, a Wurst.
A Woch lang bringt jeder Tag
andere Freud:
Festzüge und Rennen
und Flieger voll Schneid.
Darum, liebe Leutl,
ich rat euch: Kommt`s rein!
Beim Mühldorfer Volksfest muß jeder da sein
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