Armutsrisiko im Landkreis Mühldorf für Kinder fast doppelt so groß wie für Erwachsene –
DGB fordert Ausbau von Kinderzuschlag und Wohngeld
Erschienen am: 09.10.2009

Jedes dreizehnte im Landkreis Mühldorf lebende Kind bis 15 Jahre muss im Hinterhof der Wohlstandsgesell-schaft leben. Armut ist ihre erste Erfahrung mit dem Sozialstaat.

Das Verarmungsrisiko von Kindern in unserer Region ist deutlich größer als bei Erwachsenen. Die geringfügigen Verbesserungen beim Kinderzuschlag und beim Wohngeld in der letzten Legislaturperiode waren völlig unzureichend, um das Verarmungsrisiko von Kindern deutlich zu verringern. Wir brauchen einen Ausbau des Kinderzuschlags und des Wohngelds für Familien mit geringem Einkommen.

Nur so lässt sich verhindern, dass immer mehr Kinder auf Hartz IV-Niveau leben müssen. Denn selbst wer Arbeit hat, kann mit dem Lohn oft nicht den Familienunterhalt komplett bestreiten.

Der DGB hat die jüngsten Daten der Bundesagentur für Arbeit für den Landkreis Mühldorf analysiert. Von den 4.639 Hartz IV-Empfänger/innen im Mai 2009 war mit 1.328 mehr als jede/r vierte unter 15 Jahren. Das Risiko, auf Hartz IV-Niveau leben zu müssen, ist dabei für Kinder deutlich höher als für Menschen im Erwerbsalter (15-64 Jahre). Bei den Erwerbsfähigen war etwa jede/r zwanzigste (4,6%); bei den Kindern hingegen jedes dreizehnte (8,0%) auf Hartz IV angewiesen. Erfreulicherweise hat sich ihre Zahl mit der guten Konjunktur der letzten Jahre etwas verringert, doch bei anhaltender Krise droht das Verarmungsrisiko wieder zu steigen.

Insgesamt bezogen 2.494 Haushalte im Landkreis Mühldorf Hartz IV-Leistungen, davon lebten in 935 (37%) minderjährige Kinder. Fast 63% (588) dieser Haushalte entfallen auf Alleinerziehende mit Kindern.

DGB-Regionsvorsitzender Günter Zellner: Kinder sind unsere Zukunft, aber wir handeln nicht danach. Es ist Zeit, endlich Konsequenzen aus den Armutsdaten zu ziehen. Der Ausbau von Betreuungs- und Bildungsangeboten muss intensiviert werden. Da Bildungs- und Einkommensarmut eng zusammenhängen, müssen Kinder aus materieller Armut herausgeholt werden. Neben existenzsichernden Mindestlöhnen brauchen wir armutsfeste Sozialleistungen. Deshalb müssen Kinderzuschlag und Wohngeld gezielt für Familien mit geringem bis mittlerem Einkommen ausgebaut werden.

Zellner schlägt vor, den Kinderzuschlag für einkommensschwache Haushalte von bisher maximal 140 Euro pro Kind um etwa 100 Euro zu erhöhen. Zugleich sollten die sehr komplizierten Anrechnungsvorschriften vereinfacht werden. Viele Bedarfsgemeinschaften könnten so aus Hartz IV herausgeführt werden.