Landrat Georg Huber bei den Ringstrassen-Strolchen -
Familiäre Tagespflege als Beispiel für individuelle Kinderbetreuung
Erschienen am: 28.12.2009

Sophia und Magnus basteln unter Anleitung Adventsschmuck, Tim und Michael kuscheln sich in einem bequemen Sofa an ihre Tagesmutter und lauschen einer spannenden Geschichte. Sophia und Co. werden bei den „Ringstrassen-Strolchen“, der 1. Großtagespflege im Landkreis Mühldorf, in Haigerloh in der Gemeinde Heldenstein betreut.

Dort kümmern sich die Erzieherin Christina Strohmeier sowie die Tagesmuter Karin Schwarzbäck um Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren bzw. bis zum Kindergarteneintritt. Die Betreuung findet im Haus der Familie Strohmeier statt. Die Leiterin Christina Strohmeier arbeitete über 20 Jahre in verschiedenen Kindergärten bis sie selbst schwanger wurde und Zwillinge bekam.

Da kam ihr die Idee mit der Tagespflege. Eine Tagesmutter benötigt eine Pflegeerlaubnis, mit der eine Qualifizierung verbunden ist und kann bis zu fünf Kinder betreuen. Bei der Großtagespflege – wie im Fall von Frau Strohmeier – können zwei Tagesmütter zusammen bis zu 10 Kinder betreuen, wobei eine davon Erzieherin sein muss. Neben der allgemeinen Betreuung und Aufsicht sowie der Anleitung zum Spielen werden die Kinder auch bekocht und verpflegt.

Helmut Kirmeier, Bürgermeister Gemeinde Heldenstein, Christina Strohmeier, Leiterin "Ringstrassenstrolche", Landrat Georg Huber, Holle Nadler, Amt für Jugend und Familie
Auf dem Foto sind zu sehen (von links nach rechts):
Helmut Kirmeier, Bürgermeister Gemeinde Heldenstein, Christina Strohmeier, Leiterin "Ringstrassenstrolche", Landrat Georg Huber, Holle Nadler, Amt für Jugend und Familie

Bei der Schaffung der notwendigen räumlichen Voraussetzungen wurde sie von ihrem Mann tatkräftig unterstützt. Ohne jegliche Zuschüsse haben die Strohmeiers ihre Kelleräume, die früher eine Werkstatt waren, in ein Paradies für Kinder umgewandelt. Im Spiel- und Aufenthaltsraum sind die Küche und der Essbereich integriert. Der Garten bietet ebenfalls reichlich Platz zum Spielen und Toben. In den separaten Ruheraum, der auch zum Turnen genutzt wird, ziehen sich die Kinder zur Mittagsruhe zurück.

Wenn mittags alle gemeinsam am Tisch sitzen erinnert es an eine Großfamilie. Die Eltern sind froh über die individuelle Betreuungsform, weil sie ihren Beruf nachgehen können und die Kinder in einer familiären Umgebung aufgehoben wissen. Denn die Tagespflege ist gerade für Familien mit kleinen Kindern ein flexibles Angebot, das es erleichtert, Familie und Beruf in Einklang zu bringen und somit eine ideale Ergänzung zu den Tageseinrichtungen.

Landrat Georg Huber stattete kürzlich den „Ringstrassen-Strolchen“ einen Besuch ab, um sich von dieser Betreuungsform, die auch vom Amt für Jugend und Familie unterstützt wird, ein Bild zu machen. Für ihn ist diese Einrichtung eine gutes Beispiel für eine Struktur zur flexiblen, familiennahen Kinderbetreuung. „Kindergärten sind enorm wichtig, wir brauchen jedoch auch individuelle Möglichkeiten der Erziehung und Bildung“, so Landrat Georg Huber. Die verschiedenen Einrichtungen dürfen nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern müssen sich gegenseitig ergänzen. „Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Viele Frauen wollen oder müssen arbeiten und sind daher auf eine individuelle Betreuung angewiesen.

In diesem Zusammenhang betonte Huber auch die Bedeutung von weichen Standortfaktoren. „Nur wenn die Städte, Märkte und Gemeinden attraktiv für Familien sind, werden sich Betriebe in unserem Landkreis ansiedeln.“ Das oberste Ziel der Regionalentwicklung des Landkreises ist daher ein familienfreundlicher Landkreis zu werden.

Durch die Gesetzesänderungen auf Bundes- und Landesebene im Jahre 2005 hat der Gesetzgeber der Kindertagespflege einen wesentlich höheren Stellenwert als bisher zugesprochen und besonders die Förderung und Bildung der betreuten Kinder in dieser Betreuungsform gefordert. Die „Ringstrassen-Strolche“ wurden komplett in Eigenregie ohne Förderung aufgebaut.


Die Neuregelung der Besteuerung belaste die Einrichtung zusätzlich. „Unter den momentanen Voraussetzungen erwirtschaften wir einen Gewinn, der in keinem Verhältnis zum Einsatz stehe. Unser Stundenlohn liege bei rund 5 Euro,“ so Strohmeier wörtlich.

Landrat Georg Huber sicherte zu, den Druck diesbezüglich auf die Politik zu erhöhen und hofft auf die Solidarität der Städte und Gemeinden, mit deren Unterstützung er kurzfristig einen Weg finden möchte, damit die Tagespflege weiterhin erhalten bleiben kann.

Alle Personen, die Kinder in Tagespflege betreuen, brauchen eine Pflegeerlaubnis des Amtes für Jugend und Familie.

Eine wichtige Voraussetzung, um eine solche Pflegeerlaubnis zu erhalten, ist die Qualifizierung nach dem Curriculum des Deutschen Jugendinstituts.

Dabei befassen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem intensiv mit den Themen Kontaktaufbau und Eingewöhnung, kindlichen Entwicklungsstufen, Zusammenarbeit zwischen Eltern und Tagesmutter, Umgang mit Aggressionen, steuerrechtlichen Fragen sowie einem erste Hilfe Kurs.

Bisher wurden 79 Tagesmütter und -väter vom Amt für Jugend und Familie ausgebildet. Derzeit läuft ein weiterer Qualifizierungskurs. Großtagespflege wie in Haigerloh gibt es auch in Haag und künftig auch in Schwindegg.

Fragen zum Thema Tagespflege beantwortet Frau Holle Nadler im Fachdienst Tagespflege im Amt für Jugend und Familie unter der Telefonnummer 08631/699 308 oder 699495.