Ein Netz gegen die unsichtbare Gefahr - Kreisklinik und Gesundheitsamt Mühldorf
gründen Netzwerk gegen multiresistente Erreger
Erschienen am: 02.02.2010
Wir fliegen einmal rund um die Welt. Wenn unsere Tochter ein Auslandsjahr in Amerika verbringt, können wir trotzdem mit ihr sprechen. Sie sehen. Auf einem kleinen Computerbildschirm am heimischen Küchentisch. Sind wir krank gehen wir zum Arzt. Der gibt uns Medizin, die hilft. Wir vertrauen darauf, dass Infektionskrankheiten behandelbar sind. Leider gibt es Keime, gegen die kein Medikament mehr hilft. „Multiresistent“ werden diese Bakterien dann genannt. Diese Bakterien werden ausgerechnet dort besonders häufig übertragen, wo wir eigentlich gesund werden wollen: in Krankenhäusern.

„Im Alltag brauchen wir diese Keime nicht zu fürchten“, erklärt Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamtes Mühldorf. „Im Krankenhaus können sie aber gefährlich werden. Wenn sie in Wunden oder in die Blutbahn von kranken oder geschwächten Menschen gelangen.“ Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen sind dann kaum noch zu stoppen. Gegenmaßnahmen sind die strikte Einhaltung von Hygienerichtlinien, die Isolation betroffener Patienten und der richtige Einsatz von Antibiotika.

„Im Landkreis Mühldorf gibt es glücklicherweise nur wenige Fälle dieser resistenten Keime, MRSA genannt“, versichert Dr. Benedikt Steingruber. Die Keime sind aber ein ernstzunehmendes Problem. Deswegen gründen das Gesundheitsamt, das Kreiskrankenhaus und das Netzwerk Pflege Mühldorf „MRE-Net Mü“, ein Netzwerk gegen multiresistente Erreger.

Ziel ist die Schulung von Pflegepersonal und Ärzten im Krankenhaus, von Personal in den Heimen, bei den ambulanten Pflegediensten und in Arztpraxen. Die gegenseitige Weitergabe wichtiger Informationen, die Kommunikation unter allen Beteiligten ist von zentraler Bedeutung. Informationen müssen auch an die Angehörigen weitergegeben werden, damit diese richtig reagieren können.


Gesundheitsamt und Klinik Mühldorf gründen Netzwerk gegen Krankenhausinfektionen. Dr. Benedikt Steingruber versichert „Wir haben das schwierige Problem von Infektionen durch einen Krankenhausaufenthalt erkannt. Im Landkreis Mühldorf sollen alle, die Patienten behandeln und pflegen, künftig nach den selben Standards arbeiten. Personal wird geschult, die Kommunikation unter den Beteiligten verbessert.“

Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamtes Mühldorf: „Alle Partner, die an der Versorgung von Patienten in unserem Landkreis beteiligt sind müssen eng zusammenarbeiten. Wir werden im Netzwerk Standards festlegen und auftretenden Problemen entschlossen entgegentreten“.

In Deutschland infizieren sich, laut einem Bericht des WDR, jährlich 1,5 Millionen Menschen mit Krankenhauskeimen. 40.000 Menschen versterben. Das sind weit mehr Menschen als an Aids oder allen anderen meldepflichtigen Infektionskrankheiten sterben. Nach einer Meldung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sterben bis zu 100 000 Menschen an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus geholt haben.