Kriminalpolizeistation Mühldorf zieht Jahresbilanz 2009
Erschienen am: 26.03.2010
Die Kriminalpolizeistation Mühldorf ist für die Landkreise Altötting und Mühldorf zuständig und „betreut“ in ihrem Dienstbereich rund 220.000 Einwohner. In die sachliche Zuständigkeit der Kriminalpolizei fällt die Verfolgung der mittleren und schweren Kriminalität. Die Zahlen spiegeln den Arbeitsanfall der Kriminaldienststelle wieder. Sie geben Aufschluss auf die Entwicklung der mittleren und schweren Kriminalität in den beiden Landkreisen. Einen Trend der gesamten Kriminalitätsentwicklung widerspiegeln sie nur bedingt.

Die Kriminaldienststelle war im vergangenen Jahr in etwa 3.000 Ermittlungsfällen tätig. 769 schwere Vergehen und Verbrechen wurden abschließend von der Dienststelle bearbeitet und der Staatsanwaltschaft vorgelegt. In den übrigen Ermittlungsfällen unterstützte sie andere Kriminaldienststellen und Dienststellen des uniformierten Dienstes.

Die Zahl der vorgelegten Straftaten sank im Vergleich zum Vorjahr 2008 um 40 Fälle (- 4,9 %). Da von den vorgelegten 769 Anzeigen 100 Fälle nicht geklärt werden konnten, sank das Aufklärungsergebnis, das in den beiden Vorjahren knapp über 90 % lag auf 87 %. Ausschlaggebend für diesen Rückgang waren im Berichtszeitraum vor allem die Straftaten, die über das Internet begangen wurden. Das Aufklärungsergebnis liegt aber trotzdem noch über dem schon sehr hohen gesamtbayerischen Aufklärungsergebnis von 63,9 %. Die Kriminaldienststellen liegen mit ihren Aufklärungsergebnissen stets höher, da bei der Kripo schwer aufklärbare Massendelikte wie Kleindiebstähle oder Sachbeschädigungen nicht in den Aufgabenkatalog fallen.

Erkenntnisse zu den Straftätern:
Die 669 geklärten Straftaten werden 439 Straftätern zugeschrieben. 363 (= 83 %) Täter waren männlichen und 76 (= 17%) weiblichen Geschlechts.

17 der männlichen Täter führten Schusswaffen bei der Tatbegehung mit und drei von ihnen drohten oder schossen mit der mitgeführte Schusswaffe. Aber auch eine weibliche Tatverdächtige führte bei ihrer Tat eine Schusswaffe mit.

62 (= 14,1 %) der registrierten Straftäter waren Ausländer. Im Vorjahr waren es 15,1% Nichtdeutsche.

240 (= 66 %) der männlichen Täter und 37 (= 49 %) der weiblichen Täterinnen waren bei der Polizei schon bekannt, ja teilweise schon einschlägig vorbestraft. 72 (= 16,4 %) der Straftäter stellten sich als Konsumenten harter Drogen heraus, darunter 13 Frauen. 30 der Straftäter, darunter zwei Frauen, begingen ihre schweren Straftaten unter Alkoholbeeinflussung.

Die statistische Aufschlüsselung der ermittelten Straftäter weist keine wesentliche Abweichung zu den Vorjahren auf. Die Frauenquote bei den Straftäterinnen war um drei Prozentpunkte rückläufig und hat damit wieder die Werte der Jahre 2005 und früher erreicht. Der Ausländeranteil ist um einen Prozentpunkt gesunken und liegt damit wieder auf dem Wert von 2007.

Die Statistik belegt, dass etwa 1/7 der schweren und mittelschweren Kriminalität im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei von Ausländern begangen wurde. Gemessen am Anteil der Wohnbevölkerung in den beiden Landkreisen von knapp 7 % sind somit ausländische Tatverdächtige erkennbar überrepräsentiert.

Bei diesen Zahlen ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Landkreis Altötting überwiegend im grenznahen Bereich liegt und auch von touristischer Anziehungskraft geprägt ist. Außerdem halten sich im Chemiedreieck eine Vielzahl ausländischer Montagearbeiter auf. Somit ist der Anteil an Nichtdeutschen, Einpendlern, Touristen und Monteuren hier höher als im Binnenland. Spätaussiedler sind deutsche Staatsbürger und werden bei Straffälligkeit als deutsche Tatverdächtige registriert.

Eine weiterer Statistikwert blieb in seit Jahren ebenfalls annähernd gleich. Er betrifft die örtliche Zuordnung des Täters zu seinem Tatort und Opfer: Es sind etwa 60 % der Straftäter, die ihre Straftaten in der Wohnortgemeinde verüben. In der Kriminalstatistik werden sie als „Örtliche Täter“ bezeichnet. Im Rückschluss daraus: 40 % der Täter agieren überörtlich

Sonderkommissionen:
Sonderkommissionen und Ermittlungsgruppen werden bei den Kriminaldienststellen eingesetzt, um besonders umfangreiche und spektakuläre Kriminalfälle zu bearbeiten. Diese arbeitsintensiven Aufbauorganisationen werden zum Großteil aus den knapp bemessenen Personalressourcen der Kriminalpolizeidienststellen rekrutiert. In das Jahr 2009 hinein zog sich die Sonderkommission `Brozman´, die im vergangenen Frühjahr ihre Arbeit erfolgreich beenden konnte, so dass im Oktober die drei Hauptverdächtigen abgeurteilt wurden. Zwei Ermittlungsgruppen beschäftigten sich im vergangenen Jahr mit Serien von fingierten Autounfällen und Versicherungsbetrügereien.

Eine Ermittlungsgruppe dieses Spektrums, nahm Mitte August 2009 ihre Kommissionsarbeit auf und läuft noch in vollem Umfang. Hier brachte vor allem eine 08.12.2009 angesetzte Durchsuchungsaktion von 29 Anwesen, verteilt auf mehrere Landkreise umfangreiches Hintergrundwissen zu Tage. Fünf Tatverdächtige wurden festgenommen. Drei befinden sich noch in Untersuchungshaft. Bei dieser Durchsuchungsaktion waren über 150 Beamte der Kriminalpolizei der umliegenden Polizeidienststellen und der Bereitschaftspolizei, sowie der Steuerfahndung im Einsatz. Mehrere Staatsanwälte leiteten die Maßnahmen.

Sozusagen als „Nebenprodukt“ wurden bei dieser Aktion 214 Schusswaffen sichergestellt, 181 Gewehre und Faustfeuerwaffen konnten als legaler Besitz zugeordnet werden. 33 Schusswaffen besaßen die Täter unrechtmäßig. Nach jetzigem Ermittlungsstand fielen den Durchsuchungskräften hierbei auch 10 kg illegale Munition und 800 g illegales Schwarzpulver sowie 8 Handgranatenzünder in die Hände. Die Straftatbestände nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz und dem Waffengesetz waren von solchem Umfang, dass eine weiter Ermittlungsgruppe, unterstützt durch Sachverständige des Bayerischen Landeskriminalamtes auf der Dienststelle installiert wurde.

Im September gelang die Festnahme eines Einbrechers nach frischer Tat. Der 37-jährige wurde zusammen mit seiner 38-jährigen Schwester nach einem Einbruch in eine Brauerei im Landkreis Mühldorf in den frühern Morgenstunden festgenommen. Die routinierte und professionelle Arbeitsweise ließ den Schluss zu, dass es sich hier um einen überörtlich agierenden Serientäters handeln dürfe. Deshalb schlossen sich erstmals seit der Polizeireform die Polizeipräsidien Oberbayern Nord, Niederbayern und Oberbayern Süd in den Räumen der KPS Mühldorf zu einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe `Festwirte´ zusammen, denn schnell stellte sich heraus, dass sein Hauptaugenmerk Festwirten, Metzgereien und Geschäftshäusern galt. Mit 61 geklärten Straftaten, davon 59 Einbrüchen, schloss die gemeinsame Ermittlungsgruppe im Dezember ihre Akten. Durch eine DNA-Spur aus dieser Serie konnten im vergangenen Monat noch mal ein halbes Dutzend Einbrüche aufgedeckt werden.

Einen vergleichbar schönen Erfolg verbuchte auch die „Ermittlungsgruppe Bäckerei“. Sie ermittelte 5 Beschuldigte zu etwa 50 Bäckereieinbrüchen in Ober- und Niederbayern. Auch hier kam es zum engen Schulterschluss zwischen den niederbayerischen Polizeidienststellen und der Kripo in MÜ, so dass zusammen noch eine weitere Einbruchserie von 22 Einbrüchen in Niederbayern geklärt werden konnte.

Eine weitere Ermittlungsgruppe hofft immer noch auf die entscheidende Spur und den Durchbruch im Ermittlungsverfahren. Hier handelt es sich um die „Ermittlungsgruppe Reischach“, die den brutalen Raubüberfall auf einen Reischacher Geschäftsmann am 15.12.2009 klären will. Die Staatsanwaltschaft stuft diesen Überfall juristisch sogar als versuchten Totschlag ein.

Besonders schwere Straftaten:
Bei den besonders schweren Straftaten, wie Mord, Mordversuch, Totschlag und Totschlagversuch sowie bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung lag das Aufklärungsergebnis traditionell wieder sehr hoch, so wurden die sechs Delikte und versuchten Delikte, die nach dem Mord- und Totschlagparagraphen zur Anzeige gebracht wurden, alle geklärt (100 %).

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (91 Fälle) konnten bis auf zwei auch alle aufgeklärt werden (Aufklärungsergebnis 97,8 %).

In 22 Fällen ermittelten die Beamtinnen und Beamte wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Alle 22 Fälle wurden geklärt, ebenso wie die acht Fälle, von exhibitionistischen Handlungen gegenüber Kindern.

Die Straftäter, die Sexualstraftaten und vorsätzliche Tötungsdelikte verübten waren alle männlichen Geschlechts.

18 Männer und drei Frauen wurden wegen Verbreitung pornografischer Schriften zur Anzeige gebracht, 16 Männer und drei Frauen besaßen Kinderpornografie. In allen Fällen verwendeten sie hierzu elektronische Medien.

Einen drastischen Fall in diesem Bereich brachte im Oktober eine Wohnungsdurchsuchung in Waldkraiburg zu Tage. Bei einem 65jährigen wurde eine Videoaufzeichnung gefunden, die den Mann bei erheblichen sexuellen Handlungen mit einem 8jährigen Mädchen zeigen. Das Video nahm eine 26jährige Bekannte des Täter auf, die der Mann ebenfalls missbrauchte, wie deren Vernehmung ergab. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen konnte noch ein schweres Sexualdelikt zum Nachteil eines kleinen Kindes geklärt werden, das auch noch einen 54jährigen Waldkraiburger in Haft brachte.

Die elf Fälle von Raub und räuberischer Erpressung, die im Vorjahr abgeschlossen wurden, konnten alle geklärt werden. Hier wurden 13 Tatverdächtige ermittelt, die teilweise gemeinsam handelten, darunter auch zwei Frauen. Fünf der Tatverdächtigen waren Ausländer.

Von den 29 Körperverletzungsdelikten wurden 27 (= 93 %) geklärt. Auch hier handelten die 31 ermittelten Täter teilweise gemeinsam aber auch das „schwache Geschlecht“ war mit vier Täterinnen stark vertreten.

98 Einbrüche und acht Diebstähle legten die Ermittler im vergangenen Jahr der Staatsanwaltschaft vor. Sie alle trugen das Kreuzchen in der Spalte `geklärt´.

Rauschgiftkriminalität:
Ein Rückgang der Fälle ist in der Rauschgiftsparte zu verzeichnen. Um ein Viertel gingen die Ermittlungsfälle von 195 Delikten 2008 auf 148 im Jahre 2009 zurück. Diese Entwicklung ist aber für die Rauschgiftfahnder keinesfalls erfreulich.

Insider lesen nämlich aus diesen Zahlen, dass die Verfahren umfangreicher geworden sind, weil sich die Täter besser abschotten und auf Strategien der Polizei reagiert haben. Zunehmend wurden auch Fälle der mittleren und kleineren Rauschgiftkriminalität an die Schutzpolizeiinspektionen abgegeben, damit sich die Kripo auf die schweren und arbeitsintensiven Fälle konzentrieren konnte. Ein einziges Verfahren zog sich über zwei Jahre hin. Die Mühe lohnte sich: vor wenigen Tagen verurteilte das Gericht den Haupttäter zu sechs Jahren und sieben Monaten Freiheitsstrafe, zugleich entschied es, dass er erst nach Verbüßung des Großteils seiner Strafe in sein Heimatland abgeschoben werden darf. Er gestand, 3,5 kg Heroin an Kleinabnehmer gewinnbringend verkauft zu haben. Seine Landsleute wurde schon vor Monaten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Erntemonat für die Rauschgiftfahnder war der September. Innerhalb weniger Tage schlossen sie die Zellentüren hinter vier Dealern und bald darauf deren umfangreiche Akten; mit dem Vermerk: geklärt – Haft!

Die übrige Erntebilanz der Ermittlungsgruppe Rauschgift lässt sich keinesfalls als Missernte bezeichnen, so wurden beispielsweise zwölf Plantagen mit insgesamt 214 Cannabispflanzen „abgeerntet“. Bei 148 richterlich angeordneten Wohnungsdurchsuchungen stellten die Beamten über 1 kg Marihuana und annähernd 1.200 g Haschisch und in 28 Fällen insgesamt 161 g Heroin sicher. Die Bilanz runden 339 g Amphetamin und 445 Ecstacy-Tabletten ab.

Den Beamten dieser Sparte macht vor allem ein Problem Sorge:
Es sind die Drogen, die unter dem Namen `Liquide-Ecstacy, K.O.-Tropfen´ oder Vergewaltigungsdroge firmieren. Sie sind billig, hochwirksam, leicht zu beschaffen und schon in kleinster Dosis tödlich. Die Konsumenten werden innerhalb kürzester Zeit abhängig, und das in einem Schweregrad, der durchaus dem Heroin entspricht. In diesem Bereich fielen acht umfangreiche Ermittlungsverfahren an.

Ein weiteres Indiz für die Abschottung der Drogenszene ist die Menge des sichergestellten Kokains. Es waren nur vier Fälle, bei denen Kokain und das auch nur in einer Menge von insgesamt 2,5 g sichergestellt wurde. Zu den 148 Rauschgiftfällen wurden 129 Tatverdächtige, davon 21 Frauen, ermittelt.

Drogentote:
Das Jahr 2007 wies mit zwölf Drogentoten im Dienstbereich einen traurigen Höchststand aus. Um so erfreulicher war der Rückgang auf zwei Todesfälle Jahr 2008, aber immer noch zwei zuviel wie die `REG-ler´ meinten.

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Drogentoten wieder an. Drei Frauen und zwei Männer büßten ihr Leben ein.

Betrug- und Internetkriminalität:
Was begründet nun den Rückgang des Aufklärungsergebnisses?
Das erfreuliche hohe Aufklärungsergebnis der bisherigen aufgeführten Deliktarten wird vor allem durch die Straftaten im Internet nach unten gedrückt. Das Aufklärungsergebnis der herkömmlichen Betrugshandlungen außerhalb des Internets bewegt sich durchaus noch um die 100 %. Um so besorgniserregender sind die Betrügereien, die über das Internet begangen werden. So konnten bei den 27 Fällen des Computerbetruges nur acht (= 30 %) geklärt werden. Straftaten mittels rechtswidrig erlangter Daten von Zahlungskarten wurden sogar nur zu 23 % geklärt. Die Schwierigkeiten liegen zum Einen in der internationalen Verflechtung der Tat-, Handlungs-, Schädigungs- und Bereicherungsorte, dem schamlosen Ausnutzen des Datenschutzes für verbrecherische Zwecke und der rasanten Entwicklung der elektronischen Möglichkeiten. Die Spur des Täters verliert sich meist im ausländischen Irgendwo in Datennetzen der Cyberworld.
Wie sich hier die Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes weiter auswirken wird ....?

Beratungstätigkeit:
Bei der Kriminalpolizei in Mühldorf ist auch eine Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle angesiedelt. Seit 01.04.2009 nimmt Kriminalhauptkommissar Alfred Hautz diese Aufgabe wahr. Sein Hauptanliegen gilt der Prävention, der Sensibilisierung der Landkreisbürger zu wachsamen Verhalten und der Förderung der Zivilcourage.
Aber auch ein pensionierter Kollege, Herr Kriminalhauptkommissar Günter Völker engagiert sich noch sehr rege in seinem früheren Metiers. Nach wie ist er in der Rauschgiftprävention tätig und entlastet mit seiner Vortragstätigkeit die aktiven Kollegen.

Zusammenarbeit mit der Bevölkerung:
All die Ermittlungserfolge waren aber nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Bevölkerung möglich.

Die Kriminalpolizeistation Mühldorf gehört nicht zu den großen Kriminaldienststellen, sie betreut jedoch zwei Landkreise mit 220.000 Einwohnern und hat ein Deliktaufkommen zu bewältigen, das sie zu einer bedeutenden Kriminaldienststelle in der Achse zwischen München und Passau und an der Schnittsstelle zwischen Niederbayern und Oberbayern macht.

Ihre Ermittlungsverfahren in den vergangenen Jahren haben eine wesentliche Gemeinsamkeit:
Die Beamten waren immer auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen!

Dafür will sich die ganze Dienststelle auch in diesem Jahr bedanken verbunden mit der Bitte, die Ermittlungen der (Kriminal-) Polizei weiter zu unterstützen.

Erstellt:
Erster Kriminalhauptkommissar
Josef Maier – Dienststellenleiter -