„Kein Kind darf verloren gehen“ -
Mühldorfer Jugendhilfeausschuss besucht Ganztagesintensivklasse
Erschienen am: 14.12.2011
Es sind normal-begabte Schülerinnen und Schüler, die dennoch aus dem Rahmen fallen und deshalb in der Ganztagesintensivklasse (GIK) an der Franz-Liszt-Mittelschule Waldkraiburg intensiv gefördert und gefordert werden. Der Jugendhilfeausschuss des Mühldorfer Kreistages informierte sich im Rahmen seiner letzten Sitzung vor Ort über die Zielsetzung dieses Gemeinschaftsprojektes von Schulamt, Mittelschule, Förderzentrum, Zentrum für Kinder und Jugendliche (ZKJ) Altötting, Stadt Waldkraiburg und dem Amt für Jugend und Familie. In den vergangenen vier Jahren besuchten insgesamt 24 Schülerinnen und Schüler die GIK, die in Waldkraiburg für die 5. bis 7. Jahrgangsstufe installiert ist.

Vor allem Jugendliche mit einem erhöhten Förderbedarf im sozial-emotionalen Bereich oder Schüler, die trotz praktischer Interessen und Begabungen immer wieder durch Schulunlust und Motivationsprobleme auffallen besuchen die GIK.

„Unsere Schülerinnen und Schüler waren oft ein Störfeuer in ihren alten Regelklassen – oder sie litten an einem zu geringen Selbstwertgefühl“, beschreibt Klassenleiterin Nicole Pchaiek die vielfältigen Probleme der GIK-Schüler. Gerade der Teufelskreis aus Konflikten, Stigmatisierung und Ausgrenzung soll mit Hilfe der Intensivbetreuung durchbrochen werden.

Die Ganztagesintensivklasse gibt den Kindern eine neue Perspektive: in Kleingruppen werden die individuellen Stärken gezielt gefördert, der Leistungsdruck minimiert und es wird auf die persönliche Lebenswelt jedes einzelnen Kindes eingegangen. „Die Ganztagesintensivklasse ist für die Kinder und Jugendlichen nicht nur ein Lernort, sondern sie ist ein Lebensort. Hier wird im Miteinander soziale Kompetenz erfahren, geübt und gefestigt“, erklärte Sozialpädagogin Claudia Levin vom ZKJ den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses das Konzept der GIK. Natürlich erfordert diese Herangehensweise eine besonders intensive Betreuung, die durch die personelle Besetzung mit zwei Hauptschullehrern, einem Fachlehrer, einem Sonderschullehrer, einer Sozialpädagogin, einem Psychologen sowie einem Ergotherapeuten sichergestellt wird. Aufnahmekriterium für die Ganztagesintensivklasse ist die unbedingte Unterstützung durch die Eltern, da ohne eine intensive Elternarbeit eine nachhaltige Verbesserung der Situation nicht möglich ist. Der Erfolg der GIK hängt dementsprechend auch nicht nur von der Entwicklung des Jugendlichen, sondern auch in gehörigem Maße von der Steigerung der Erziehungskompetenz der Eltern ab. Ein Erfolg, der dank der GIK aber in vielen Fällen zu verzeichnen ist.

„20 Schülerinnen und Schüler konnten wir seit Bestehen der GIK in eine für sie geeignete Schulform zurückführen – das ist eine richtige Erfolgsbilanz.“ freute sich auch Schulamtsdirektor Paul Schönstetter über das Gelingen dieses Modellprojektes. Durch den intensiven Kontakt zu den nachfolgenden Schulen bekommen die Verantwortlichen zusätzlich die entsprechende Rückmeldung über die gelungene Nachhaltigkeit der intensiven Fördermaßnahme. Die GIK stieß auch bei den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses auf positive Resonanz. „Es ist nicht jedes Kind gleich. Deshalb ist es wichtig, dass die einzelne Person mir ihren Stärken und Schwächen gesehen wird und als einzigartige Persönlichkeit gefördert wird. Die Ganstagesintensivklasse ist ein Vorbildprojekt, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht die Schulart oder allein den Lernstoff.“, erklärte Landrat Georg Huber, warum der Landkreis die GIK finanziell unterstützt.