Übergänge gestalten – den Inklusionsgedanken leben
Erschienen am: 18.07.2012
Anna, 6 Jahre alt, ein aufgewecktes, aktives und lebensfrohes Mädchen, soll im Herbst in die Schule kommen. Ein völlig normaler Vorgang soweit, doch Anna hat eine Besonderheit: sie leidet an Diabetes mellitus Typ I, d. h. sie ist insulinpflichtig und trägt Tag und Nacht eine Insulinpumpe am Körper.

Die Erzieherinnen in Annas Kindergarten haben sich schon zu Erkrankungsbeginn engagiert mit Unterstützung der betreuenden Kinderklinik, in das Thema eingearbeitet und beherrschen souverän den Umgang mit Insulinpumpe und Messgerät.

Doch nun steht der Schulstart an. Angst bei den zukünftigen Lehrern, was kann ich – was darf ich – was muss ich tun? Unsicherheit bei der Mutter: „wird mein Kind künftig die notwendige Unterstützung bekommen?“

Diese Situation nahmen Susanne Rakobrandt, Rektorin der Grundschule Schwindegg zusammen mit Dr. Cornelia Erat, Gesundheitsamt und dem Schulamt zum Anlass, eine Fortbildung für Lehrkräfte und Erzieherinnen aus dem ganzen Landkreis anzubieten.

Annas betreuende Diabetesberaterin Christiane Sommer von der Kinderklinik München-Schwabing war sofort bereit, an die künftige Schule zu kommen. Und nicht nur sie, über dreißig Lehrkräfte und Erzieherinnen haben die Chance genutzt, schul- und kindergartenrelevante Informationen zum kindlichen Diabetes zu bekommen.

Der Star des Nachmittags war Anna, die souverän die Zuhörer in der Blutzuckermessung unterwies und ihre Insulinpumpe im schicken, rosa Farbton demonstrierte.

Die Souveränität und Offenheit von Anna und ihrer Mutter im Umgang mit der Krankheit, zusammen mit den praxisnahen Informationen der Diabetesberaterin, nahm allen Anwesenden die Berührungsangst mit Diabeteskindern.

„Der Nachmittag hat mir Sicherheit gegeben, für ein anstehendes Elterngespräch. Ich kann jetzt den Schultag mit „meinem Pumpenkind“ in der Klasse flexibler und freier gestalten“, so eine teilnehmende Lehrerin. „Wir freuen uns auf Anna und fühlen uns gut gerüstet“, meint die Schulleiterin und ihr zahlreich vertretenes Kollegium. „Ein ganz wichtiger Schritt in Richtung eines völlig normalen Kinderlebens“, sind sich die Diabetesberaterin und die Ärztin des Gesundheitsamtes einig. „Diabeteskinder sind genauso leistungsfähig und können alles mitmachen, wenn nur das Umfeld ein wenig bereit ist, sich mit der Krankheit zu befassen. Die Grundschule Schwindegg zeigt hier einen beispielhaften Umgang mit dem Thema Inklusion“.

Annas Mama wünscht sich für ihre Familie und für Anna Kontakte zu anderen betroffenen Familien im Landkreis. Interessierte Eltern können sich per E-Mail oder Telefon an das Gesundheitsamt wenden unter Cornelia.Erat@lra-mue.de oder 08631/699-511.