DGB Südost-Oberbayern: Beschäftigte haben immer noch hohes Entlassungsrisiko
Erschienen am: 21.08.2012
Rund 6.500 Beschäftigte in den Landkreisen Altötting und Mühldorf haben nach Berechnungen des DGB im vergangenen Jahr ihren regulären Job verloren und sind arbeitslos geworden. Sie mussten sich unmittelbar nach einer sozialversicherten Beschäftigung arbeitslos melden.

„Trotz guter Konjunktur und steigender Klagen von Unternehmen über Fachkräftemangel hat jeder elfte sozialversichert Beschäftigte in den Landkreisen Altötting und Mühldorf in 2011 den Job verloren“, so der DGB-Regionsvorsitzende der Region Südostoberbayern Günter Zellner. Zuletzt wurden in den Landkreisen Altötting und Mühldorf rd. 74.100 sozialversichert Beschäftigte gezählt. Gemessen daran sind im Laufe des Jahres 2011 rd. 9 Prozent der Beschäftigten arbeitslos geworden. In einigen Branchen werde immer noch zu wenig getan, um Fachkräfte zu halten und ihnen gute und stabile Beschäftigungschancen zu eröffnen. Auch der gestiegene Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse zeige, dass die Konkurrenz der Betriebe um gute Fachkräfte längst nicht überall sehr intensiv sein kann, so die gewerkschaftliche Kritik. Bundesweit sei fast jede zweite Neueinstellung befristet. Bei einem wirklichen Mangel würde man einen sorgsamen Umgang der Betriebe mit Beschäftigten erkennen.

Schaubild:
Risiko aus sozialversicherter Beschäftigung heraus in 2011 arbeitslos zu werden – bezogen auf Beschäftigtenbestand von Juni 2011 im LK AÖ und MÜ, in Prozent

Quelle: Berechnungen des DGB-Südost-Oberbayern auf Basis der BA-Beschäftigtenstatistik sowie einer gewerkschaftlichen Sonderauswertung der BA-Zugangsstatistik in Arbeitslosigkeit im Jahr 2011
Auch zwischen den Branchen gebe es deutliche Unterschiede in der Personalpolitik und der Stabilität der Arbeitsverhältnisse. So sei das Entlassungsrisiko im verarbeitenden Gewerbe auch in den Landkreisen Altötting und Mühldorf deutlich niedriger als in anderen Branchen. Dabei muss sich diese Branche – aufgrund des hohen Exportanteils – der internationalen Konkurrenz in besonderer Weise stellen. In dieser Branche sind im letzten Jahr 958 Beschäftigte arbeitslos geworden bei einem Beschäftigungsstand von im Schnitt 29.429 sozialversichert Tätigen. In anderen Wirtschaftszweigen ist das Risiko des Arbeitsplatzverlustes deutlich höher. Allein im Gastgewerbe haben in 2011 fast 330 Arbeitskräfte den Job verloren, das ist mehr als jede vierte sozialversicherte Arbeitskraft in diesem Bereich. Das Entlassungsrisiko im Gastgewerbe ist damit überdurchschnittlich hoch zu anderen Branchen. Im Gastgewerbe spielen Befristungen eine sehr große Rolle.

In der Leiharbeit ist das Arbeitsplatzrisiko noch höher. Hier ist innerhalb eines Jahres mehr als jede zweite Leiharbeitskraft arbeitslos geworden. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für beschäftigte Leiharbeitskräfte damit mehr als sechs Mal höher als für Beschäftigten in den Landkreisen Altötting und Mühldorf insgesamt. Diese absolut hohe Personalfluktuation zeigt, dass Heuern und Feuern im Verleihgewerbe immer noch an der Tagesordnung ist und Verleiher personalpolitische Risiken schnell auf die Sozialsysteme verlagern. „Instabile und prekäre Beschäftigung tragen nicht zum Abbau eines Fachkräftemangels bei sondern verschärfen ihn eher“, so DGB Regionsvorsitzender Günter Zellner.


Tabelle: Quelle: Berechnungen des DGB-Südost-Oberayern auf Basis der BA-Beschäftigtenstatistik sowie einer gewerkschaftlichen Sonderauswertung der BA-Zugangsstatistik in Arbeitslosigkeit