Folgenden Brief haben die DGB Kreisverbände in der Region Südost-Oberbayern an die jeweiligen Landtagsabgeordneten gesandt:
Sehr geehrte Frau Landtagsabgeordnete,
Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter,
voraussichtlich am Freitag, den 23. November 2012, befasst sich der Bundesrat mit dem Beitragssatzgesetz 2013 der Bundesregierung zur geplanten Senkung des Rentenbeitrags. Der Beitragssatz soll aufgrund der positiven Finanzentwicklung in der Rentenversicherung von aktuell 19,6 % auf 18,9 % gesenkt werden. Der DGB in Region Südost-Oberbayern begrüßt die Ankündigung der Bundesregierung, noch in dieser Wahlperiode gesetzgeberische Schritte gegen die drohende Altersarmut zu unternehmen. Die geplante Beitragssatzsenkung ist für uns allerdings nach wie vor der falsche Weg. Wir lehnen die Beitragssatzsenkung weiterhin ab und bleiben bei unserem Modell zur Stabilisierung der künftigen Renten.
Große Sorge bereitet uns, dass die Nachhaltigkeitsrücklage der gesetzlichen Rentenversicherung bei einem gleichbleibenden, abgesenkten Beitragssatz von 18,9 % in wenigen Jahren derart abschmilzt, so dass sie die Mindestrücklage von 0,2 Monatsausgaben erreicht. Die dann erforderliche Beitragssatzerhöhung trifft in den Jahren 2019 / 2020 auf einschneidende demografische Veränderungen, so dass der Beitragssatz drastisch – voraussichtlich um einen ganzen Prozentpunkt – erhöht werden muss, ohne dass sich dadurch neue Reserven aufbauen ließen. Die Nachhaltigkeitsrücklage würde sich nach Berechnungen der Rentenversicherung bis zum Jahr 2030 – trotz einer weiteren Erhöhung des Beitragssatzes bis auf 21,8 % – an der kritischen Marke von 0,2 Monatsausgaben bewegen. Die Handlungsfähigkeit der Rentenversicherung wäre damit gerade bei krisenhaften Entwicklungen sehr gefährdet.
Wir fordern Sie deshalb auf, die bereits vom Deutschen Bundestag verabschiedete Beitragssatzsenkung ernsthaft zu überdenken. Setzen Sie sich bitte bei der bayerischen Landesregierung dafür ein, dass diese im Bundesrat für die dort eingebrachten Kompromissangebote stimmt.
Mit diesem Kompromissangebot sind wichtige Ziele verbunden:
- Erstens können drastische Beitragserhöhungen in der Zukunft leichter vermieden werden. Die Nachhaltigkeitsrücklage kann auch bei einem abgesenkten Beitragssatz von 19,3 % in den nächsten Jahren weiter aufgebaut werden.
- Zweitens kann die Finanzierung beitragsrelevanter Maßnahmen gegen Altersarmut gewährleistet werden. Der DGB schlägt hierzu vor, dass zumindest die Erwerbsminderungsrente in einem Schritt stärker erhöht wird als von der Bundesregierung bislang geplant.
- Drittens kann die Verminderung der kurzfristigen Entlastung beim Rentenbeitrag für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch eine Abschaffung der Praxisgebühr langfristig mehr als kompensiert werden.
Auch wenn wir eine Senkung des Rentenbeitrags grundsätzlich ablehnen, wäre eine Festlegung des Beitragssatzes auf 19,3 % aus unserer Sicht ein gangbarer Weg. Außerdem sollte die Mindestrücklage in der gesetzlichen Rentenversicherung auf mindestens eine Monatsausgabe festgesetzt werden, um Schwankungen auffangen zu können.
Wie Sie wissen haben wir in den vergangenen Wochen intensiv für unseren Vorschlag geworben, auf eine Beitragssenkung jetzt zu verzichten. Wir wollten damit Reserven für die künftige Alterssicherung bilden. Dies halten wir nach wie vor für die sachgerechteste Antwort.
Bevor aber jetzt der Rentenbeitrag so massiv abgesenkt wird und damit der Rentenversicherung massiver Schaden zugefügt wird, möchten wir in diesem Zusammenhang den Kompromissvorschlag des Bundesrates unterstützen.
Der Bundesrat hat die Möglichkeit einzugreifen und zu verhindern, dass die Rücklagen verpulvert werden. Wir erwarten im Sinne einer verlässlichen Alterssicherungspolitik,
dass Sie unsere Anregungen bei Ihren weiteren Beratungen berücksichtigen und einen Konsens im Sinne von mehr Generationengerechtigkeit unterstützen.
Günter Zellner
DGB Regionsvorsitzender
DGB Kreisverbandsvorsitzender Altötting
Richard Fischer
DGB Kreisverbandsvorsitzender Mühldorf
Ingrid Meindl-Winkler
DGB Kreisverbandsvorsitzende Rosenheim
Hans Gandler
DGB Kreisverbandsvorsitzender Traunstein
Dieter Schäfer
DGB Kreisverbandsvorsitzender Berchtesgadener Land
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