Schwindegg – Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings- Akquise haben die Unternehmen im Landkreis Mühldorf 2014 weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen: Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung bis Jahresende 448 Auszubildende neu ein, fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor . Damit fällt der Rückgang in der Region höher aus als im oberbayerischen Durchschnitt, wo die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge insgesamt um ein Prozent gesunken ist.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Gremiums Altötting-Mühldorf. Dieses Dilemma spiegelt sich auch in der aktuellen Online-Umfrage der IHK München unter 900 Unternehmen zum Thema Ausbildung wider: Danach plant die Hälfte der Befragten die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze in diesem Jahr konstant zu halten, zwölf Prozent wollen weniger Stellen anbieten. Ein Viertel der befragten Firmen begründet die Reduzierung des Lehrstellenangebots in 2015 mit dem Mangel an Bewerbern.
Besonders groß ist der Azubimangel im Landkreis Mühldorf in den gewerblich-technischen Berufen (minus 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Vor allem die Betriebe der Metalltechnik (12 Ausbildungsverträge weniger als im Vorjahr) und der Elektrotechnik (minus 9 Verträge) konnten weniger Lehrlinge einstellen. Aber auch Banken (minus 5 Verträge) und Versicherungen (minus 4 Verträge) sowie Hotellerie und Gastronomie (minus 3 Verträge) verzeichneten im vergangenen Jahr Rückgänge. 2/2
„Das Problem geht quer durch alle Branchen“, so Obermeier-Osl. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr (Stichtag 30. September) 693 freie Ausbildungsplätze für den Landkreis Mühldorf gemeldet. Davon blieben jedoch 125 unbesetzt. Gleichzeitig wurden nur noch 75 unversorgte Ausbildungsbewerber verzeichnet.
„Es ist höchste Zeit, zu handeln“, mahnt Obermeier-Osl. Erforderlich seien vor allem gesellschaftliches Umdenken und die Abkehr vom vorherrschenden Akademisierungs-wahn. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte Alternative zum Studium wahrgenommen werden“, fordert die IHK-Gremiumsvorsitzende. Noch immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die Fortbildungs-möglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium unterschätzt.
Aber auch die Betriebe müssten die Ausbildung noch stärker zur Chefsache machen und auch neue Bewerbergruppen ansprechen. Obermeier-Osl empfiehlt allen Unternehmen, frühzeitig auf Schüler zuzugehen. „Eine hervorragende Chance dazu bietet der IHK-Bildungsexpress“. Das IHK-Gremium Altötting-Mühldorf schicke den Sonderzug jeweils im November auf Fahrt, um Ausbildungsbetriebe und potentielle Lehrlinge aus der Region zusammenzubringen. Darüber hinaus sollten die Unternehmen auch Absolventen mit weniger guten Noten eine Chance geben und neue Angebote wie Duales Studium und Teilzeitausbildungen stärker in den Fokus rücken, betont die IHK-Vizepräsidentin.
Insgesamt sind derzeit 261 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis Mühldorf in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 50 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. |
|
|
|
|