Altötting/Mühldorf – Die Betriebe in den Landkreisen Altötting und Mühldorf haben auch heuer große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den heimischen Unternehmen wieder viele Lehrstellen unbesetzt bleiben. Momentan sind im Landkreis Altötting noch 356 Lehrstellen frei. Es gibt aber gleichzeitig nur noch 201 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht. Im Landkreis Mühldorf sind 264 Lehrstellen unbesetzt und es gibt derzeit noch 292 Interessenten für eine Ausbildung.
„Die Erfahrung der Vorjahre zeigt, dass die Bewerberzahl am Ende deutlich kleiner ausfällt, da sich viele Schulabgänger bis September noch für einen anderen Bildungsweg entscheiden oder trotz des großen Angebots keinen passenden Ausbildungsplatz finden“, befürchtet Ingrid Obermeier-Osl, Vize-Präsidentin der IHK für München und Oberbayern und Vorsitzende des IHK-Gremiums Altötting-Mühldorf.
„Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden, es fehlen aber immer häufiger die Bewerber“, sagt Obermeier-Osl. Die IHK-Vize-Präsidentin begründet die Misere mit dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium sowie mit sinkenden Schulabgängerzahlen durch den demografischen Wandel. So ist die Zahl der Abgänger von Haupt- und Mittelschulen in Bayern seit Beginn der 1980er Jahre um zwei Drittel geschrumpft.
Besonders dramatisch ist der Azubi-Mangel bei den Berufen in Produktion und Fertigung. Für angehende Azubis in den Bereichen Mechatronik, Elektro-, ahrzeug und Maschinenbautechnik sind noch über 100 Lehrstellen im Landkreis Altötting und noch um die 70 im Landkreis Mühldorf frei. Im Einzelhandel werden noch 70 Azubis in Altötting und rund 50 in Mühldorf gesucht. Obermeier-Osl unterstreicht, dass der Bewerbermangel quer durch alle Branchen geht: „Auch in Gastronomie und Hotellerie sowie für Büro-Jobs werden noch Auszubildende gesucht.“
Die IHK-Vize-Präsidentin appelliert an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen. Außerdem fordert Obermeier-Osl die vollständige Umsetzung des „3+2“-Modells für junge Flüchtlinge. Nach diesem Vorschlag der bayerischen IHKs sollen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden dürfen. An der Berufsschule Altötting befinden sich derzeit rund 40 jugendliche Asylsuchende in zwei berufsvorbereitenden Berufsschulklassen. An der Berufsschule Mühldorf gibt es fünf solcher Klassen mit um die 100 Schülern. „Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance, aber noch scheitern viele an mangelnder Planungssicherheit und der Bürokratie“, so Obermeier-Osl.
Insgesamt sind derzeit 244 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis Altötting und weitere 261 im Landkreis Mühldorf in der Ausbildung aktiv und stehen für mehr als die Hälfte aller Ausbildungsverhältnisse. |
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