Fortbildungsveranstaltung des Netzwerkes gegen multiresistente Erreger im Landratsamt Mühldorf a. Inn

Multiresistente Erreger (MRE) sind ein ernstzunehmendes Problem im medizinischen Bereich. Durch ihre Verbreitung kommt es zu Infektionen mit Krankheitserregern, die nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr antibiotisch therapiert werden können. Im Februar 2010 wurde vom Gesundheitsamt Mühldorf, dem Netzwerk Pflege und den Kreiskliniken Mühldorf ein Netzwerk gegen multiresistente Erreger gegründet. Bereits zum siebten Mal fand im November eine große Fortbildungsveranstaltung des Netzwerkes statt. „Die Eindämmung der Verbreitung multiresistenter Erreger ist ein hochaktuelles Thema und von großer Bedeutung im gesamten Gesundheitswesen“, so Veranstaltungsorganisatorin Dr. Irene Krenn-Lanzl vom Gesundheitsamt Mühldorf.

Der Einladung folgten Vertreter verschiedenster Berufsgruppen, wie niedergelassene Ärzte, Pflegekräfte aus stationären und ambulanten Einrichtungen sowie Vertreter der Krankenhäuser.

Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamtes Mühldorf, bot zur Einführung einen Überblick über die aktuelle Situation zu Antibiotikaresistenzen und der Schwierigkeit, neue Antibiotika mit breiten Wirkspektren zu entwickeln. Er machte deutlich, wie immens wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit der Verordnung von Antibiotika ist. „Gerade auch im ambulanten Bereich ist ein möglichst sparsamer und gezielter Einsatz von Antibiotika sehr wichtig“, so Dr. Steingruber.

Fortbildungsveranstaltung zu multiresistenten Erregern
Fortbildungsveranstaltung zu multiresistenten Erregern
Da sich immer wieder Fragen zum Umgang mit multiresistenten Erregern, Patienten und Bewohnern im häuslichen Bereich, im stationären Bereich und in der ambulanten Pflege ergeben, stellte Dr. Irene Krenn-Lanzl vom Gesundheitsamt Mühldorf die Homepage des Gesundheitsamtes Mühldorf vor, die neu und übersichtlich gestaltet wurde. Hier finden sich alle wichtigen Infoblätter und weiterführenden Links (www.lra-mue.de à Bürgerservice à Fachbereiche à Gesundheitsamt à MRE - Multiresistente Erreger).

Frau Ingrid Denk, Hygienefachkraft der Kliniken Mühldorf stellte den Hausstandardzur MRSA-Dekontamination bei Patienten, die die Keime in sich tragen, vor. Sehr praktisch und anschaulich schilderte sie, welche Maßnahmen im Einzelnen zur Dekolonisierung erforderlich sind. Im Vortrag wurde klar, wie enorm wichtig es ist, die Patienten auf multiresistenten Erregern zu untersuchen, um dann entsprechend angemessen und konsequent handeln zu können.

Eine Dekolonisierung ist für Personen mit MRSA-Besiedelung und MRSA-Infektion ein echter Schutz vor lebensbedrohlichen Erkrankungen.Nach einem Filmbeitrag aus der Sendung „Frontal“ zu multiresistenten Erregern im Krankenhaus bot Thomas Kitzeder, Hygienefachkraft und Mitarbeiter der Geschäftsführung der Kliniken Mühldorf, einen interessanten Überblick zu aktuellen Untersuchungszahlen und multiresistenten Erregern aus den örtlichen Kliniken. Die Zahlen aus der Klinik Mühldorf wurden mit dem nationalen Referenzzentrum verglichen. Hier zeigt sich, dass die Zahl der Patienten, die bereits multiresistente Erreger bei der Klinikaufnahme mitbringen, höher ist als im bundesweiten Durchschnitt.

Dagegen ist die Zahl derjenigen Patienten, die einen multiresistenten Erreger durch einen Krankenhausaufenthalt bekommen, wesentlich geringer als im bundesweiten Durchschnitt. Nachweislich trägt das konsequente MRSA-Management Früchte. Durch die Netzwerkarbeit in Arbeitskreisen und in Fortbildungen ist auch der Austausch zwischen Kliniken, Ärzten und ambulanten und stationären Einrichtungen möglich und soll auch weiter intensiviert werden. Besonders die Informationsweitergabe bezüglich der Nachsorge bei betroffenen Patienten soll noch weiter verbessert werden.

Anschaulich schilderte Thomas Kitzeder, dass das A und O aller Hygiene die Händehygiene ist.Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Marlene Sedlmayr, der pflegerischen Leiterin der Station für hochkontagiöse Erkrankungen am Klinikum München-Schwabing. Sie berichtete anschaulich und spannend, wie man sich auf Erkrankungen wie z.B. Ebola vorbereitet. Dabei ist es immens wichtig, dass eine Klinik Schutzkleidung bereithält, Personal schult und dies immer wieder übt. Insgesamt gibt es in Deutschland sieben Behandlungszentren für hochkontagiöse Erkrankungen, aber auch jedes andere Krankenhaus einer normalen Versorgungsstufe muss sich Gedanken machen, wie ein hochansteckender Patient zumindest notversorgt werden kann. Vorrang hat der Personalschutz und hier ist insbesondere nicht nur das Anziehen, sondern vor allem auch das Ausziehen der Schutzkleidung regelmäßig zu üben. Bestätigt sich der Verdacht auf eine hochkontagiöse Erkrankung, benötigt das Behandlungszentrum eine längere Vorlaufzeit, um die Station funktionsfähig zu machen und einen Spezialtransport auf den Weg zu schicken.

„Dies ist alles mit einem sehr großen Aufwand verbunden, aber durch den internationalen Reiseverkehr sind gefährliche Erreger heute nicht mehr weit weg und können jederzeit miteingeschleppt werden“, so Marlene Sedlmayr. So muss man darauf vorbereitet sein, wie man Patienten isoliert, behandelt und das Personal ausreichend schult. Wie das vergangene Jahr mit der Verbreitung von Ebola über viele Länder zeigt, war es dann auch notwendig, Patienten hier in Deutschland zu behandeln.

„Gut, dass die Behandlungszentren darauf vorbereitet waren“, resümierte Marlene Sedlmayr.Am Ende der interessanten Veranstaltung waren sich alle Teilnehmer einig, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Fortbildungsveranstaltung stattfinden soll. Dr. Irene Krenn-Lanzl freute sich über die positive Resonanz und versprach, auch für das nächste Jahr wieder aktuelle Themen aufzugreifen.
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