[dgb] Im vollbesetzten Kleinen Saal des Hauses der Kultur in Waldkraiburg hatten sich neben vielen Gewerkschaftsmitgliedern auch zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen Bürgermeister Robert Pötzsch und Landtagsabgeordneter Günter Knoblauch, zum Neujahrsempfang des DGB eingefunden. Richard Fischer, der Vorsitzende des DGB- Kreisverbandes Altötting-Mühldorf, freute sich besonders, den von Funk und Fernsehen sehr bekannten Referenten, Claus Fussek, begrüßen zu können. In seinen von sehr starken persönlichen Emotionen getragenen Ausführungen zum Thema "Endlich menschenwürdige Pflege!?“ legte er in sehr anschaulichen Schilderungen grundsätzliche Missstände und Fehlentwicklungen aus der täglichen Realität in Pflege- und Altenheimen dar.
Besonderes Augenmerk legte Claus Fussek auf die berufliche Situation der Pflegekräfte und deren Motivation. "Gesetze können keine Menschen pflegen", so der Referent, und leider könnten die ausgebildeten Pflegekräfte nicht so pflegen, wie sie es gelernt hätten. In diesem gesellschaftlich so wichtigen Lebensbereich sei "wirtschaftliches Streben" fehl am Platze. Dabei stellten, so betonte Claus Fussek sehr eindringlich, die Pflegekräfte zusammen mit den Angehörigen der zu Pflegenden eine "Macht" dar, die es zu nutzen gelte. "Schlechte Heime sind eine Bankrotterklärung der Gesellschaft", so Fussek.
Einen besonderen Appell richtet Claus Fussek an anwesende Pflegekräfte. "Warum macht ihr mit?", lautete seine Frage, wenn offensichtliche Mängel in den Pflegeheimen nicht benannt werden und man andernfalls als "Nestbeschmutzer" diskriminiert werde. Loyalität sei nicht gegenüber den Heimträgern sondern gegenüber den alten Menschen erforderlich. Pflege müsse "emotionalisiert" werden und Loyalität gegenüber den Alten eingefordert werden. Auch sei den Pflegekräften nicht gedient, wenn man sie pauschal lobe. "Wir loben die Pflegekräfte zu Tode", denn, so der Referent, Pflegeheime ohne Mängel könne es nicht geben. Gefordert seien aufrechte Haltung, Einstellung und Respekt. "Schließen Sie ein Bündnis mit den Angehörigen und relativieren Sie Ihre eigenen Forderungen" lautete sein Appell an die Pflegekräfte. "Pflege ist kein Job" sondern Berufung.
An einigen sehr markanten Fallschilderungen zeigte Claus Fussek auf, dass es durchaus auch positive Beispiele gut geführter Heimeinrichtungen gäbe. Das Wichtigste sei, so Claus Fussek abschließend, die "Wertschätzung" der Gesellschaft gegenüber Patienten und dem Personal.
In seinem Schlusswort wies der Geschäftsführer der DGB Region Oberbayern, Günter Zellner, noch auf die Schwerpunkte der regionalen Gewerkschaftsarbeit im Jahr 2016 hin. Dies seien das Thema "Pflege" mit einer umfangreichen Veranstaltungsreihe, die gesetzlichen Regelungen zur Leiharbeit und Werkverträgen und besonders wichtig die Erörterung von Fragen zur Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern in den Arbeitsmarkt. |
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