Gemeinsam „für ein besseres Miteinander“ – Integrationsprojekt des Gesundheitsamtes Mühldorf als weiterer Baustein der vernetzten Asylsozialarbeit im Rahmen des Modellprojektes

Seit November letzten Jahres wurden bereits über 200 junge Männer unterschiedlichster Herkunft, die alle als Flüchtlinge in den Landkreis Mühldorf gekommen sind, in einem Workshop im Rahmen des Integrationsprojekts „Für ein besseres Miteinander“ über den Umgang miteinander – speziell mit Frauen – in Deutschland informiert. Es handelt sich dabei um einen weiteren Baustein der vernetzten Asylsozialarbeit im Rahmen des Modellprojektes zur Asylsozialberatung.

Mit vielen Fotos und eindringlichen Worten vermitteln vom Gesundheitsamt ausgebildete Kulturdolmetscher im Workshop unter anderem, dass bei uns Männer und Frauen vor dem Gesetz, in der Arbeit oder auch Schule gleichberechtigt sind. „Frauen sind unabhängig von Männern, sie treiben zum Teil gemeinsam Sport und zwar ohne Hintergedanken“, erklärt Anna Fischer, Sozialpädagogin am Gesundheitsamt. „Und ein Blick in die Augen ist keine Aufforderung zum Flirt, sondern bedeutet Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.“

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Integrationsprojekt des Gesundheitsamtes Mühldorf als weiterer Baustein der vernetzten Asylsozialarbeit im Rahmen des Modellprojektes
Der Workshop ist mittlerweile auch über die Grenzen des Landkreises Mühldorf hinaus bekannt geworden. Ende Januar berichtete das ARTE Journal über die Durchführung eines Workshops mit jungen Männern aus Syrien die mit dem Kulturdolmetscher äußerst interessiert über den Kontakt zu deutschen Frauen sprachen. Auch das ZDF begleitete für die Sendung „heute+“ einen Workshop mit Männern aus dem Senegal und aus Mali und brachte so das Integrationsprojekt des Landkreises in die breite Öffentlichkeit.

Entwickelt wurde der Vortrag zum Workshop von Patrick Nelson, Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung Peters Waldkraiburg, modifiziert durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts Mühldorf a. Inn. Das Gesundheitsamt hat mittlerweile fünf feste Multiplikatoren ausgebildet, jeder beherrscht andere Fremdsprachen, insgesamt wird der Workshop in neun verschiedenen, für die Asylbewerber relevanten Sprachen, angeboten. Sie helfen mit ihren Vorträgen, Flüchtlingen ein Stück weit unsere Werte, Rechte und Kultur näherzubringen – bei diesem Workshop die Rolle der Frau. Stattgefunden haben bislang über 20 Workshops an den verschiedensten Orten im Landkreis Mühldorf.

Die Workshops sind ein Bestandteil des Konzeptes „Für ein besseres Miteinander“, das vom Gesundheitsamt Mühldorf unter Leitung von Medizinaldirektor Dr. Benedikt Steingruber zur Unterstützung der Asylsozialarbeit im Landkreis ausgearbeitet wurde. „Gerade die Rolle der Frau ist in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ganz unterschiedlich. Uns ist es wichtig, dass diejenigen, die zu uns kommen, wissen, was hierbei zu beachten ist, damit Missverständnisse vermieden werden können und letztendlich Integration besser gelingt“, führt Dr. Benedikt Steingruber aus und fährt dann fort: „‘Für ein besseres Miteinander‘ besteht aus mehreren Bausteinen. Neben dem bereits angelaufenen Workshop für junge Männer ist in den nächsten Wochen geplant, weitere Kulturdolmetscher für einen Workshop für Familien auszubilden. Hier wird es um Chancengleichheit, Gewaltfreiheit in der Familie, aber auch Themen wie Aufsichtspflicht für Kinder gehen. Diesen Workshop entwickelten meine Mitarbeiterinnen gemeinsam mit dem Amt für Jugend und Familie sowie der Asylsozialberatung im Landkreis.“

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. In vielen Schulen nimmt die Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu. Des Weiteren gibt es immer mehr Flüchtlingskinder, die ebenfalls schulpflichtig sind und am Unterricht teilnehmen. Das Thema „interkulturelle Kompetenz“ wird daher von Sozialpädagoginnen des Gesundheitsamtes im Rahmen der sexualpädagogischen Projekte in die Schulen des Landkreises gebracht. So sprachen die Sozialpädagoginnen des Gesundheitsamtes Bianca Ott, Anna Fischer und Carola John-Hofmann bereits mit den Schülerinnen und Schülern mehrerer Klassen über die Thematik.

Je einen Vormittag lang arbeiten die Sozialpädagoginnen mit den nach Geschlechtern getrennten Schulklassen an Themen wie „Beziehungen“, „Grenzen“ und „Körperwissen“ und verknüpften die Inhalte mit interkulturellen Besonderheiten. So wird beispielsweise darüber gesprochen, dass in einigen Ländern ein Zusammenleben von Mann und Frau nicht auf einem rechtsgültigen Vertrag beruht wie es in Deutschland der Fall ist. Auch das Alter, in dem Paare heiraten, ist weltweit unterschiedlich. Seit Oktober wurden bereits 380 Schülerinnen und Schüler verschiedener Schultypen und Jahrgangsstufen erreicht und für die Thematik sensibilisiert. Bis Schuljahresende sind noch viele weitere Workshops geplant.

„Menschen, die als Flüchtlinge in den Landkreis Mühldorf kommen, stammen aus unterschiedlichen Kulturen und sind mit unterschiedlichen Werten aufgewachsen“, erklärt Carola John-Hofmann. „Ein offener, respektvoller Umgang auf allen Seiten stellt die Grundlage für ein gutes Miteinander dar und ist wesentlich, damit Integration gelingen kann.“ Auch weiterhin wird sich das Gesundheitsamt mit diversen Projekten an der Integrationsarbeit für Flüchtlinge beteiligen.
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