DGB Mühldorf verlangt Kurswechsel in der Rentenpolitik
Rentenniveau muss stabilisiert werden, um Altersarmut einzudämmen

Der DGB Kreisverband Mühldorf warnt vor den Folgen des weiter absinkenden gesetzlichen Rentenniveaus und verlangt einen Kurswechsel in der Rentenpolitik.

„Männer, die 2015 im Landkreis Mühldorf erstmals eine gesetzliche Altersrente bezogen haben, erhielten im Schnitt 1.062 Euro pro Monat“, erklärt Richard Fischer, Vorsitzender des DGB Kreisverbandes Mühldorf. „Frauen mussten mit durchschnittlich 578 Euro auskommen.“

Es zeigt sich erneut, dass Frauen eine deutlich niedrigere gesetzliche Durchschnittsrente beziehen als Männer. Dies ist unter anderem auf die niedrigere Erwerbsbeteiligung von Frauen zurückzuführen. Zudem sind sie wesentlich häufiger mit reduzierten Arbeitszeiten und dem sich ausweitenden Niedriglohnsektor konfrontiert.

Im Vergleich zum Regierungsbezirk Oberbayern beziehen die Frauen im Landkreis Mühldorf durchschnittlich deutlich niedrigere Renten. Während männlichen Neurentnern sogar mit 33 Euro über dem oberbayerischen Durchschnitt der Männer liegen, beziehen Frauen, die 2015 in Oberbayern in Rente gingen, mit durchschnittlich 657 Euro eine deutlich höhere Altersrente als die Frauen im Landkreis Mühldorf. (Minus 79 Euro zum Durchschnitt)

Bei den genannten Beträgen handelt es sich um Durchschnittswerte. Das bedeutet, dass auch deutliche Abweichungen nach unten keine Seltenheit sind. Und das, obwohl die gesetzliche Rente für viele die wichtigste Versorgungsform im Alter, wenn nicht sogar die einzige, darstellt. Das bestätigt der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung.

Für den Regionsgeschäftsführer des DGB in Oberbayern, Günter Zellner, gibt das ständig sinkende Rentenniveau Anlass zur Sorge: „Das Rentenniveau sinkt seit Jahrzehnten. Lag es im Jahr 2000 noch bei knapp 53 Prozent, so wird es 2016 nur noch rund 48 Prozent betragen. Ohne neue rentenpolitische Weichenstellungen wird dieser Wert weiter auf 43 Prozent im Jahr 2030 abgesenkt.“

Zwei Beispiele für die Auswirkungen des sinkenden Rentenniveaus: Ein bayerischer Koch, der heute nach 40 Arbeitsjahren und Bezahlung nach Tarifvertrag in Rente geht, erhält 830 Euro. Im Vergleich dazu müsste ein Koch mit derselben Erwerbsbiografie, der im Jahr 2030 in Rente geht, mit rund 85 Euro weniger auskommen. Eine Krankenschwester im öffentlichen Dienst müsste sogar auf mehr als 100 Euro verzichten. Sie käme nur noch auf rund 880 Euro durchschnittliche gesetzliche Rente.

Durchschnittsverdiener hätten mit dieser geplanten Absenkung des Rentenniveaus immer größere Schwierigkeiten, ihren Lebensstandard im Alter auch nur annähernd aufrechtzuerhalten. „Besonders hart trifft der Sinkflug der Rente aber Menschen mit kleinen Einkommen. Sie laufen sogar Gefahr, lediglich Rentenansprüche zu erwirtschaften, die unterhalb der Grundsicherung liegen“, so Günter Zellner. Bereits heute sind mehr als 122.000 Rentnerinnen und Rentner in Bayern auf Grundsicherung angewiesen. Das entspricht einer bayerischen Großstadt wie Ingolstadt. Seit 2007 ist das ein Anstieg um rund 36.000 Menschen.

Damit dieser Trend umgekehrt werden kann, fordert der DGB:

„Wir müssen unser Rentensystem nachhaltig sichern. Der entscheidende Schritt ist die Stabilisierung des Rentenniveaus. Langfristig brauchen wir zudem eine deutliche Erhöhung. Das alles ist machbar. Der DGB schlägt vor, den Beitragssatz moderat schrittweise anzuheben – auf 22 Prozent bis 2030. Zudem müssen gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die ‚Mütterrente‘ konsequent aus Steuermitteln statt aus Beitragszahlungen der Versicherten finanziert werden. Allein die an sich richtige ‚Mütterrente‘ kostet die Versicherten sieben Milliarden Euro pro Jahr. Damit wäre eine Stabilisierung des Rentenniveaus finanzierbar und eine Rentenpolitik, die ein würdevolles Leben im Alter sichert, möglich“, betont Günter Zellner.

„Um das Rentenniveau nachhaltig zu stabilisieren, brauchen wir außerdem eine ‚Neue Ordnung der Arbeit‘. Denn gute Arbeit heute ist eine wesentliche Grundlage für gute Renten morgen. Die Ausweitung des Niedriglohnsektors und die fortschreitende Prekarisierung müssen gestoppt und der betriebliche Gesundheitsschutz endlich ernst genommen werden. Viel zu viele Menschen schaffen es bereits heute nicht, gesund in Rente zu gehen. Die Folgen sind lebenslange Abschläge und damit niedrigere Renten. Das werden wir nicht hinnehmen“, so Regionsgeschäftsführer Zellner abschließend.

Der „Rentenreport Bayern 2016“ des DGB Bayern kann hier herunter geladen werden: https://bayern.dgb.de/-/hSk

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