In Eis eingebrochene Menschen überleben mit viel Glück - Lebensgefahr: Zugefrorene Seen erweisen sich als nicht tragfähig! Nicht betreten!

SÜDLICHES OBERBAYERN. „Ja sollen wir denn den ganzen See mit Flatterleinen absperren?“, fragten sich am Samstag Wasserretter am Chiemsee und am Königssee, sowie Beamte der Wasserschutzpolizei Prien. Die Frage stellte sich angesichts der zahlreichen Ausflügler, die meist ohne jegliches Gefahrenbewusstsein – einige waren mit Kinderwägen unterwegs – auf den Eisflächen der Seen umherwanderten.

12.00 Uhr schlug es – im wahrsten Sinne des Wortes – für einen 55-Jährigen aus dem Landkreis Rosenheim, als er just zu diesem Zeitpunkt, urplötzlich, für ihn völlig überraschend und durchaus unerwünscht, mit einem weiteren und derzeit vernachlässigten Aggregatzustand von H2O Bekanntschaft machte: mit flüssigem Wasser!

Zu diesem Zeitpunkt brach der Mann nämlich, etwa 200 Meter südwestlich der Herreninsel, durch die Eisschicht des Chiemsees. Ein Passant hatte dies glücklicherweise bemerkt und sofort einen Notruf abgesetzt. Ein weiterer Passant, der einen Schlitten mit sich führte, konnte schließlich eingreifen. Ihm gelang es, seinen Schlitten so weit zu dem Eingebrochenen zu bugsieren, dass sich dieser daran festhalten konnte. Der enorm geschwächte 55-Jährige kam so, mit vereinten Kräften, zurück auf die Eisfläche und wurde durch die Helfer unverzüglich auf die Herreninsel verbracht. Dort erwartete ihn der per Helikopter Christoph 14 eingetroffene Notarzt, der Sofortmaßnahmen ergriff. Mit einer nur noch knapp über 30 Grad° liegenden Kern-Körpertemperatur kam der 55-Jährige auf die Intensivstation in Prien. Etwa 15 Minuten hatte er nach jetzigen Erkenntnissen hilflos in dem eiskalten Wasser zugebracht. Ein Wunder, dass er sich derart geschwächt und unterkühlt so lange hatte halten können.

Unzählige Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Eisfläche des Chiemsees, die in Teilen – und NUR in Teilen - 10 bis 12 cm Dicke aufweist. Als Ganzes ist der See noch lange nicht zugefroren, zudem beeinflussen die meist nicht erkennbaren Zuflüsse oder auch Bojen und Untiefen die Stärke enorm. Eine enorm unterschätzte Gefahr!

Am Samstag waren zahlreiche Angehörige der Wasserrettung an vielen Seen der Region anzutreffen und sowohl am Chiemsee, als auch am Königssee im Berchtesgadener Land im Rettungseinsatz. Leider wurden die vielen gut gemeinten Ratschläge der Freiwilligen von zahlreichen Menschen einfach in den Wind geschlagen. Animiert von Spaziergängern auf der Eisfläche, wagten sich über den Tag hinweg immer mehr Ausflügler auf die Seen. So brach dann auch nur knapp eine Stunde nach dem Vorfall am Chiemsee ein älterer Mann in den Königssee ein. Er konnte sich offenbar selbst und noch vor Eintreffen alarmierter Retter auf das Eis ziehen und wurde wenig später völlig durchnässt und unterkühlt angetroffen.

Fast hilflos mussten Wasserretter mit ansehen, wie trotz der alarmierenden Ereignisse zahlreiche Menschen den Chiemsee und den Königssee betraten. Die Wasserretter und das Polizeipräsidium Oberbayern Süd entschlossen sich daher „die Notbremse zu ziehen“. Der Polizeihubschrauber Edelweiß nahm einen für die Wasserfläche kundigen Beamten der Wasserschutzpolizei Prien auf. Per Lautsprecherdurchsagen wurden die Menschen auf dem Eis des Chiemsees aufgefordert, diesen zu verlassen, was die Besucher auch taten. Im Anschluss flog die Maschine mit dem fachkundigen Beamten zum Königssee. Auch dort gelang es, die sich in Gefahr begebenden Menschen von der Eisfläche „zu vertreiben“. Nur wenig später war es jedoch nötig, wiederum am Chiemsee eine Schar Kinder in der Feldwieser Bucht, die nahe der Eiskannte Hockey spielte, Richtung Ufer zu dirigieren.

WARNUNG:
Es besteht derzeit Lebensgefahr beim Betreten der Seen. Angesichts der großen Anzahl von Menschen auf der nur teilweise geschlossenen Eisfläche, wird diese zusätzlich belastet und geschwächt. Betreten Sie die Eisflächen nicht. Respektieren Sie bitte die Anweisungen und Ratschläge, die Ihnen auch Angehörige der Wasserrettungen erteilen!

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