„Man hat zu wenig an die Wirtschaft gedacht“
IHK-Vizepräsidentin Ingrid Obermeier-Osl über Lockdown und drohende Insolvenzen

Mühldorf/Altötting – Insolvenzen, verändertes Konsumverhalten und fehlende Planungssicherheit. Die Folgen der Coronakrise für die heimische Wirtschaft werden aus Sicht von Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, dramatischer sein als zu Beginn angenommen. „Niemand hatte eine Ahnung davon, was ein komplettes Runterfahren der Wirtschaft bedeutet. Das begreifen alle erst jetzt. Die Leute haben geglaubt, wir machen das jetzt zwei Wochen, dann ist alles gut, und die Konjunktur springt wieder an“, sagt die Unternehmerin in einem Interview mit den IHK-Medien. Die Krise habe aber die Gesellschaft verändert. „Die Leute kaufen weniger, sind vorsichtiger, bleiben mehr zuhause.“ Es werde lange brauchen, bis sich die Wirtschaft erholt.

Für Obermeier-Osl war der wochenlange Lockdown ein Schock. „Das hätte ich mir so nie vorstellen können“, erzählt sie. Plan und Orientierung habe sie in den vergangenen Wochen am meisten vermisst. „Niemand wusste, was kommt. Wir Unternehmer brauchen Planungssicherheit. Wenn sich Politiker und Virologen öffentlich widersprechen, bewirkt dass das Gegenteil. Das zerstört Vertrauen.“

„Es gab neue Beschlüsse und Regelungen im Wochentakt“, sagt die Unternehmerin aus Schwindegg. „Wir als Industriebetrieb wussten nicht genau, wann wir Masken tragen müssen und wie wir Quarantäne-Regeln umsetzen müssen. Man lebt mit ständiger Unsicherheit. Das schwächt die Wirtschaft.“ Die ersten Maßnahmen der Regierung halte sie nach wie vor für richtig. „Jetzt, acht Wochen später, müssen wir uns aber den gesamten Prozess anschauen. Da habe ich den Eindruck: Man hat zu wenig an die Wirtschaft gedacht“, kritisiert Obermeier-Osl.
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Das ganze Interview als PDF hier.
In der Region wird es zu Insolvenzen kommen, prognostiziert die IHK-Vizepräsidentin. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie die kleinen Unternehmen die kommenden Wochen überstehen sollen. Ich rechne damit, dass wir 20 Prozent unserer Unternehmen verlieren.“
Zuletzt geändert am:
28.05.2020
um 07:06 Uhr
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