Konjunkturumfrage: Engpässe und Preissteigerungen belasten Stimmung -
Obermeier-Osl: „Große Verunsicherung in der Wirtschaft spürbar“

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Altötting / Mühldorf – Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs, die Null-Covid-Strategie Chinas sowie Lieferengpässe und steigende Preise belasten die Stimmung bei den Unternehmen in der Inn-Salzach-Region erheblich. Zwar ist die Geschäftslage aktuell gut, doch die Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf blicken stark verunsichert auf die kommenden Monate.

Zu ihrer Geschäftslage befragt, sind 54 Prozent der Betriebe damit zufrieden und nur 13 Prozent unzufrieden. Weggefallene Corona-Einschränkungen sowie gut gefüllte Auftragsbücher bei Industrie und Baugewerbe dürften dafür verantwortlich sein. Belastend wirken hingegen Engpässe und steigende Preise. Vier von fünf Betrieben klagen über Material- und Rohstoffknappheit, drei von vier über starke Preissteige-rungen bei Energie, Waren und Rohstoffen und mehr als zwei Drittel über Liefer-schwierigkeiten.

Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftsstandorts bereiten all diese Geschäftshemmnisse den Unternehmen große Sorgen. Die Aussichten auf die nächsten Monate fallen düster aus: per Saldo brechen die Geschäftserwartungen um 55 Punkte dramatisch ein und liegen bei -27 Zählern. Nur zwölf Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, 39 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.

Als größtes Risiko für ihre Geschäftsentwicklung benennen die Unternehmen die hohen Energie- und Rohstoffpreise: mit 76 Prozent der Angaben erreicht der Anteil einen nie dagewesenen Höchststand. Aber auch der Fachkräftemangel mit 69 Prozent und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 45 Prozent der Nennungen werden als Geschäftsrisiken angesehen.

Diese allgemeine Unsicherheit überträgt sich allerdings bislang nicht auf die Investitionspläne der Unternehmen. Jedes dritte Unternehmen möchte mit Blick auf die kommenden Monate mehr investieren, nur etwa jedes sechste weniger. Ihren Beschäftigungsaufbau wollen die Betriebe gedrosselt fortsetzen. 22 Prozent wollen Personal einstellen und 17 Prozent Stellen streichen.

Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und IHK-Vizepräsidentin, betrachtet die Situation mit großer Sorge: „Unsere heimische Wirtschaft befindet sich in einer äußerst angespannten Situation. Mehr denn je brauchen wir jetzt eine Politik, die mit den richtigen Entscheidungen die Versorgungssicherheit und damit Wettbewerbsfähigkeit unseres energie- und rohstoffintensiven Standorts sichert. Natürlich muss das einschließen, dass wir unsere Abhängigkeit von Russland bei Energie und Rohstoffen massiv reduzieren. Dafür brauchen wir aber gezielte Einstiege anstatt Ausstiege.

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Freistaat müssen alle Potenziale ausgeschöpft werden. Um den Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemix zu verdoppeln, müssen zeitgleich auch die Genehmigungs- und Planungsverfahren radikal beschleunigt und vereinfacht werden.“ Obermeier-Osl warnt weiterhin vor einem ungeordneten Ausstieg aus fossilen Energieträgern.

„Ein Erdgasembargo hätte fatale Folgen vor allem für das verarbeitende Gewerbe in unserer Region“, so die Vorsitzende. Sie fordert darüber hinaus gezielte Entlastungen für Unternehmen, die besonders unter den hohen Energiepreisen leiden. Weiterhin müsse die Politik die Wirtschaft mehr bei der Diversifizierung ihrer Beschaffungsmärkte unterstützen. Dafür brauche es neue Freihandelsabkommen. Eine klare Absage erteilt die Vorsitzende allen bürokratischen Mehrbelastungen für die Wirtschaft.

Die Befragung der Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf am Inn zu ihrer konjunkturellen Lage fand im April 2022 statt.

Zuletzt geändert am:
06.06.2022
um 00:12 Uhr
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