Frauenspiegel, Hasenklee und Gefurchter Feldsalat –
Suche nach seltenen Ackerwildkräutern im südwestlichen Landkreis erfolgreich
Vorlesen:
Bunt blühende Ackerflächen mit Klatsch-Mohn, Kornblume und Frühlings-Zahntrost waren lange Zeit ein typischer Anblick in unserem Landschaftsbild. Heutzutage sind circa 50 % der rund 220 Ackerwildkräuter Mitteleuropas auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten. Ackerwildkräuter zählen somit zu einer der gefährdetsten Artengruppe in unserer Kulturlandschaft. Um dem Aussterben dieser ökologisch wichtigen Pflanzengruppe entgegen zu treten, wurde vor sechs Jahren von der Ökomodellregion Mühldorfer Land und dem Landratsamt das "Ackerwildkrautprojekt Mühldorf am Inn" ins Leben gerufen.
Im Rahmen dieses Projekts wurden im Laufe des letzten Jahres im Gemeindegebiet Kirchdorf, Unterreit, Haag i.OB und Gars a.Inn die Beikräuter auf ökologisch bewirtschafteten Äckern erfasst. Mit dem Ziel, sich einen Überblick zu verschaffen, wie es um deren Bestände in diesem Gebiet bestellt ist. Dabei kam es zu dem erfreulichen Ergebnis, dass an einem Teil der untersuchten Ackerränder eine Vielzahl an gefährdeten Arten nachgewiesen werden konnte. So waren die bayernweit im Rückgang befindlichen Ackerwildkräuter wie Kornblume, Bunter Hohlzahn oder Ackerröte auf 10-20 % der untersuchten Flächen noch relativ häufig an zu treffen. Vereinzelt wurden sogar die in ihrem Bestand stärker gefährdeten und bei uns sehr seltenen Arten wie der Acker-Hahnenfuss, das Bunte Vergissmeinnicht oder der Gewöhnliche Frauenspiegel entdeckt.
Matthias Nirschls Bild zeigt einen bunt blühenden Ackerrand mit Klatsch-Mohn, Kornblume, Acker-Hundskamille und Gewöhnlichem Frauenspiegel.
Insgesamt wurden 11 verschieden Arten der Roten Liste Bayern nachgewiesen. Der artenreichste Acker wies insgesamt 47 verschiedene Ackerwildkräuter auf. In einem Bestand befanden sich sogar 5 Arten der Rote Liste Bayern auf einmal.
Im Zuge der Erfassung wurden von den gefundenen Raritäten Samen gewonnen, um diese zu vermehren. "Diese dienen zur Erweiterung der bestehenden Saatgutmischung "Ackerwild-kräuter Mühldorf am Inn," berichtet Rosa Kugler von der Ökomodellregion Mühldorfer Land, "welche durch den lokalen Saatgutproduzenten Hans Georg vermehrt wird".
Die Ackerwildkrautmischung wird bei freiwillig-kooperativen Maßnahmen zwischen Landwirten und dem Landratsamt Mühldorf am Inn verwendet, um artenarme Ackerbestände zu blütenreichen, für die biologische Vielfalt und die Insektenwelt wertvolle Flächen umzuwandeln. Auf diesen Flächen können weiterhin Ackerfrüchte produziert werden.
Die Ökomodellregion Mühldorfer Land und das Landratsamt Mühldorf am Inn suchen für das Ackerwildkrautprojekt weiterhin Landwirte (unabhängig von der Bewirtschaftungsweise), die Interesse haben, auf freiwillig-gemeinsamer Basis die Feldfluren für seltene Tier- und Pflanzenarten zu bereichern. Ansprechpartner ist Biodiversitätsberater Matthias Nirschl, Tel: 08631/699-318, E-Mail: matthias.nirschl@lra-mue.de.