IHK-Konjunkturumfrage: Stimmungsrückschlag für Wirtschaft in Region Inn-Salzach - Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffe gewinnen an Dramatik / Arbeitskosten als Risikofaktor

Vorlesen:
München – Entgegen des bayerischen Trends ist die Stimmung der Wirtschaft in den Landkreisen Altötting und Mühldorf zuletzt gesunken. War das Tief aus dem Herbst 2022 zum Jahresbeginn 2023 nahezu überwunden, verzeichnet die IHK für München und Oberbayern in der traditionellen Konjunkturumfrage für die Region Inn-Salzach aktuell einen Stimmungsrückschlag.

Die Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Waren waren bereits zuletzt die größten Belastungen für die Unternehmen am hiesigen Standort, der besonders energie- und rohstoffintensiv ist, gewinnen jetzt aber noch einmal an Dramatik. Das spiegelt sich unter anderem in der Lagebeurteilung sowie im Ausblick auf die kommende Zeit wider: Die Unternehmen sind vor allem deutlich unzufriedener mit ihren Geschäften als zu Jahresbeginn. Die Aussichten bleiben konstant pessimistisch.

39 Prozent erklärten in der Umfrage, mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein. 17 Prozent gaben an, unzufrieden zu sein. Die Relation zwischen positiven und negativen Antworten ist damit deutlich ungünstiger als noch zu Jahresbeginn. Die Bedeutung von Energie und Rohstoffen für den heimischen Wirtschaftsstandort dürfte hier eine große Rolle spielen: 83 Prozent klagen über starke Preissteigerungen bei Energie. Das ist ein neuer Rekord dieses Wertes in der Region.
Ingrid Obermeier-Osl
Ingrid Obermeier-Osl
Darüber hinaus beklagen 75 Prozent Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren. Zudem leiden die Unternehmen unter der allgemein fehlenden Nachfrage: Hatten zum Jahresbeginn 48 Prozent darüber geklagt, sind es nun 58 Prozent.

Bei den Erwartungen überwiegen die pessimistischen Stimmen gegenüber den optimistischen Stimmen noch immer klar: Nur 16 Prozent der Betriebe rechnen miteiner Verbesserung ihrer Geschäfte, 27 Prozent mit einer Verschlechterung. Zwei Drittel der Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko. Mit 61 Prozent folgen die hohen Energie- und Rohstoffpreise als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Sprunghaft stiegen die Sorgen vor steigenden Arbeitskosten an: Sie werden von 58 Prozent der Unternehmen als Risiko genannt. Hier dürften sich die Lohnsteigerungen bemerkbar machen.

Auch der Dauerbrenner Arbeitskräftemangel bleibt mit 54 Prozent ein Thema.Die schlechte Stimmung überträgt sich auch auf die Investitionspläne der Unternehmen: Nur etwa jedes fünfte Unternehmen möchte Investitionen ausbauen, 33 Prozent wollen ihre Investitionen zurückschrauben. 32 Prozent planen, die Investitionen konstant zu halten und 14 Prozent investieren gar nicht. Die Beschäftigungspläne hingegen stabilisieren sich weiter. Etwa jedes vierte Unternehmen will Personal einstellen, 17 Prozent wollen Personal abbauen.

Obermeier-Osl: Politik schafft noch mehr Unsicherheit – es fehlen klare Konzepte.

„Die Zahlen zeigen, dass unsere heimische Wirtschaft feststeckt und derzeit keinen Aufschwung vor sich hat. Das sind bittere Nachrichten, die vor allem die Politik wachrütteln müssen“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und Vizepräsidentin der IHK. „Dass unsere Betriebe noch immer so sehr unter den hohen Energiepreisen leiden, ist ein Beweis dafür, dass der Wirtschaft in der aktuellen Energiepolitik eine langfristige Perspektive fehlt und zugleich nicht erkennbar ist, wie die Politik die Energiepreise nachhaltig senken will.“

Obermeier-Osl betont, dass das Chemiedreieck in den nächsten Jahren nicht weniger, sondern mehr Energie benötigt. „Wie sollen die Unternehmen ihre Investitionen planen, wenn die Politik noch immer kein konsistentes energiepolitisches Konzept für die Zukunft vorgestellt hat?“, fragt die IHK-Vizepräsidentin. „Das verunsichert und verhindert Wachstum in der Region.“

Mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen fordert Obermeier-Osl mehr Freiheit und weniger Belastungen für die regionale Wirtschaft. „Wirtschaftliches Wachstum sichert Wohlstand und Arbeitsplätze hier vor Ort. Für Wachstum brauchen die Betriebe aber Freiraum und marktwirtschaftliche Impulse und keine neuen bürokratischen Vorschriften bis in jedes Klein-Klein. Wenn sich die Ideen, Geschäftsmodelle und Innovationen unserer Unternehmerinnen und Unternehmer ungehindert entfalten können, ist das der Garant für einen starken Wirtschaftsstandort.”

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte April zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.
Zuletzt geändert am:
10.06.2023
um 01:42 Uhr
Print Friendly and PDF