IHK sieht Flaute beim Gründungsgeschehen im Landkreis Mühldorf - Mehr als zwei Drittel gründen im Nebenerwerb / Anteil der Selbständigen auf historischem Tief
Vorlesen:
Mühldorf – Nach dem Corona-Hoch lässt die Dynamik bei Unternehmensgründungen im Landkreis Mühldorf inzwischen nach. Nach Berechnungen der IHK für München und Oberbayern auf Basis von Angaben des Landesamts für Statistik ist die Zahl der Existenzgründungen im Landkreis 2022 um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 775 zurückgegangen. In Oberbayern gab es im gleichen Zeitraum einen Rückgang von minus 13 Prozent.
Besonders viele Neugründungen gab es im Landkreis zum Beispiel im Handel (174 Neugründungen, minus 21 Prozent gegenüber 2021), bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen unter anderem die Vermietung von Fahrzeugen und Geräten, Arbeitskräftevermittlung, Sicherheitsdienste und Reisbüros gehören (90 Neugründungen, minus 18 Prozent gegenüber 2021) und im Baugewerbe (83 Neugründungen, minus 32 Prozent gegenüber 2021).
Wie ganz Oberbayern verzeichnet der Landkreis dagegen einen langfristig rückläufigen Trend bei der Selbstständigenquote, also dem Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen.
Ingrid Obermeier-Osl
Dieser ist im Landkreis seit 2011 von 16,1 Prozent auf 11,3 Prozent im Jahr 2021 geschrumpft und hat damit ein historisches Tief erreicht. Trotz Zuwächsen bei der erwerbstätigen Bevölkerung insgesamt ist die Zahl der Selbstständigen in den vergangenen zehn Jahren demnach um rund 1.500 Personen geschrumpft.
Aktuell bewerten Selbstständige das Geschäftsklima laut ifo-Index vom Juni im Vergleich zur Gesamtwirtschaft deutlich ungünstiger. Im Vormonat berichteten 19 Prozent der Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen von Existenzsorgen gegenüber 7 Prozent der Unternehmen in der Gesamtwirtschaft. Die IHK plädiert daher für eine aktive Wirtschaftspolitik, die auf die besonderen Bedürfnisse von Gründern und Selbstständigen eingeht und keine weitere Verunsicherung schafft, zum Beispiel bei den Themen Scheinselbstständigkeit und Altersvorsorgepflicht.
„Die Bürokratie kennt kein Ende: Immer mehr und immer neue Auflagen, Berichtspflichten und Anforderungen machen vor allem Selbstständigen und Kleinstunternehmen zu schaffen, denn: Je kleiner ein Unternehmen ist, desto höher sind die Kosten für die Erledigung der ganzen bürokratischen Anforderungen“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und IHK-Vizepräsidentin. „Wir brauchen eine viel stärkere Kultur der Selbstständigkeit, ein besseres Gründungsklima, weniger Bürokratie und einfachere Steuerregeln. Selbstständige, Start-Ups und neue Unternehmen stehen für Innovationen und Dynamik. Auch sie legen das Fundament für unsere zukünftigen wirtschaftlichen Erfolge“, so Obermeier-Osl.