IHK-Umfrage zum Wirtschaftsstandort: Landkreis Mühldorf bekommt Note 2,2 - Obermeier-Osl: „Politik muss Schwächen unseres Standortes angehen und ernst nehmen“
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Mühldorf – Die Unternehmen im Landkreis Mühldorf bewerten ihren Wirtschaftsstandort als gut und geben dem Landkreis die gleiche Gesamtnote wie vor zwei Jahren. In der zum vierten Mal durchgeführten Standortumfrage der IHK für München und Oberbayern erhält der Landkreis Mühldorf die Gesamtnote 2,2. Bei der vorherigen Umfrage im Jahr 2019 hatten die Betriebe dem Landkreis ebenfalls die Note 2,2 gegeben, im Jahr 2017 war es eine 2,3 und im Jahr 2015 eine 2,4. Ganz Oberbayern erhielt von der heimischen Wirtschaft bei der diesjährigen Befragung die Gesamtnote 2,0.
Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen im Landkreis Mühldorf bewerten ihren Standort mit „sehr gut“ oder „gut“. Fast 80 Prozent der Betriebe würden sich nochmals im Landkreis ansiedeln. Über 38 Prozent der Unternehmen geben aber auch an, dass Mängel am Standort ihr Wachstum bremsen, ein Plus von sieben Prozentpunkten gegenüber 2019. Die Gründe für das ausgebremste Wachstum sind unter anderem die internationalen Krisen, die Flut an Bürokratie und die hohen Standortkosten.
Besonders zufrieden zeigen sich die befragten Unternehmen aus dem Landkreis mit der Anbindung an das Fernstraßennetz (Note: 2,1), mit der Energieversorgung (2,1) und der Anbindung an das regionale Straßennetz (2,2).
Ingrid Obermeier-Osl
In der Anbindung an das Fern- und regionale Straßennetz sehen die Betriebe ebenso die Stärken des Wirtschaftsstandortes wie in der Verfügbarkeit von regenerativer Energieversorgung.
Geringe Zufriedenheit herrscht dagegen bei den Standortfaktoren alternative Mobilitätsangebote wie Sharing-Modellen (Note 4,2), beim ÖPNV-Angebot (3,8) und bei der Nähe zu Forschungseinrichtungen sowie beim Innovationstransfer (3,8). „Die Wirtschaft in unserem Landkreis meldet außerdem dringenden Handlungsbedarf hin zu einer bürokratiearmen und wirtschaftsfreundlichen Verwaltung. Zudem steigt der Frust über den Arbeitskräftemangel und die Energiepreise“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf.
Die IHK-Vizepräsidentin aus Schwindegg bewertet das Ergebnis der Umfrage, dass sich der Landkreis als Wirtschaftsstandort in den vergangenen zwei Jahren bei der Bewertung nicht maßgeblich fortentwickelt hat, als Appell an die Politik: „Der Landkreis ist ein lebendiger und gefragter Standort für Unternehmen, die Betriebe wollen hier auch weiterhin produzieren und Arbeitsplätze schaffen. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen passen und vor allem muss die Politik die Schwächen ernst nehmen sowie daran arbeiten, dass es hier Fortschritte gibt und sich die Noten in diesen Bereichen verbessern“, mahnt Obermeier-Osl. Sie verweist darauf, dass sich laut der IHK-Standortumfrage die Verkleinerung von Betrieben in den vergangenen drei Jahren auf 14,2 Prozent vervierfacht habe. Mit Blick auf die nächsten drei Jahre nehmen die Pläne der Unternehmen, ihren Standort im Landkreis zu verkleinern (2019: 1,8 Prozent; 2023: 7,5 Prozent) beziehungsweise den Standort zu verlagern oder aufzugeben (2019: 3,7 Prozent; 2023; 8,1 Prozent), deutlich zu.
„Die Umfrage unterstreicht die große Herausforderung, allen im Landkreis Mühldorf ansässigen Unternehmen - vom Solo-Selbstständigen über Familienbetriebe bis zu jungen Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründern – optimale Bedingungen zu bieten, damit sie weiterhin hier vor Ort aktiv bleiben wollen und können“, so Obermeier-Osl weiter. „Die Politik muss auf allen Ebenen den Abbau der Bürokratie ernsthaft vorantreiben und die Verwaltung auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausrichten. Aktuell bremst die Flut an Bürokratie nicht nur die Lust am Unternehmertum aus, sondern verhindert auch neue Geschäftsmodelle sowie Innovation.“
Obermeier-Osl mahnt außerdem an, dass alles dafür getan werden muss, damit der Landkreis Mühldorf das Zuhause von dringend benötigten Arbeitskräften bleiben und werden muss. „Dazu gehört neben bezahlbaren Wohnraum gerade auch ein besseres Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, gerade auch mit Blick auf den Ausbau bei der Bahn – allen voran der ABS38. Außerdem brauchen wir ein klares Energiekonzept, wie wir regional noch mehr erneuerbaren Energiequellen kostengünstig nutzen können. Wichtige Erkenntnisse für mögliche Projekte erhoffen wir uns aus der Machbarkeitsstudie zum Wirtschaftsraum A94.“
An der IHK-Standortumfrage zu insgesamt 48 Standortfaktoren von Straßeninfrastruktur bis Freizeitangebot nahmen rund 170 Unternehmen aus dem Landkreis Mühldorf, aus ganz Oberbayern über 4.000 Betriebe, teil. Alle Ergebnisse unter www.ihk-muenchen.de/standortumfrage.